„Verletzte Identitäten?“ Zur Transformation von Deutungsmustern in Bosnien und Herzegowina des Nachkriegs
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit den Spezifika von Identitätskonstruktionen im bosnisch-herzegowinischen Nachkriegstransformationsprozess. Dieser Prozess ist – so die forschungsleitende Annahme – mit einer zentralen Problematik verbunden: Die im Zuge der ethnischen Mobilisierung gefestigten, durch eine starke ethnische Ingroup-Outgroup-Unterscheidung strukturierten Selbst- und Fremdbilder, verlieren im „Nachkrieg“ an Legitimation. Alte Deutungsmuster werden fundamental in Frage gestellt, was zur Folge hat, dass die „relativ natürliche Weltanschauung“ ins Wanken gerät und die Krisenhaftigkeit der Wirklichkeit sich manifestiert. Das Forschungsprojekt widmet sich der Frage, wie Menschen vor dem Hintergrund dieser „verlorenen Gewissheit“ ihr Selbst- und Wir-Bild in Auseinandersetzung mit dem jeweils Anderen „neu“ konstruieren. Vor einem wissenssoziologisch fundierten und kulturtheoretisch informierten Hintergrund wird dieser Frage anhand einer detaillierten hermeneutischen Auswertung narrativer Interviews, die zwischen 2007 und 2010 in Bosnien und Herzegowina erhoben wurden, nachgegangen.
Ana Mijić studierte Soziologie und Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Tübingen. Zwischen 2005 und 2007 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V. tätig und wechselte dann als Assistentin an das Institut für Soziologie der Universität Wien (Allgemeine Soziologie und Analyse der Gegenwartsgesellschaft).Derzeit ist sie IFK_Junior Fellow.
(u.a.): Verletzte Identitäten? Zur Transformation von Deutungsmustern in Bosnien und Herzegowina des Nachkriegs, in: Hans-Georg Soeffner, DGS (Hg.), Transnationale Vergesellschaftung. Verhandlungen des 35. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Frankfurt/M. 2010, Wiesbaden (im Erscheinen); mit Sighard Neckel, Christian von Scheve, Monica Titton (Hgg.), Sternstunden der Soziologie. Wegweisende Theoriemodelle des soziologischen Denkens, Frankfurt/M., New York 2010.
Ana Mijićs Dissertation wurde mit dem "doc.award" der Universität Wien und der Stadt Wien ausgezeichnet. Sie war im Studienjahr 2011/12 IFK_Junior Fellow. Wir gratulieren!
Die Soziologin Ana Mijić (ehem. IFK_Junior Fellow) erforscht, wie Bosnierinnen und Bosnier in Österreich im Spannungsfeld von Krieg, Nachkrieg und Migration ihr Selbstbild konstruieren und ist dabei einem kosmopolitischen Nationalismus auf der Spur. More
Ana Mijić geht im Rahmen ihres Forschungsprojekts „Verletzte Identitäten? Zur Transformation von Deutungsmustern in Bosnien und Herzegowina des Nachkriegs“ der Frage nach, wie Menschen angesichts „verlorener Gewissheiten“ ihr Selbstbild (neu) konstruieren.