Flächenmuster um 1900: Das poetische Ornament im Kontext von Kunst, Politik und Psychoanalyse
Das Projekt stellt Fragen zur Semiotik unter dem Aspekt des Ornamentalen. Ehemals bloß Beiwerk und Schmuck verselbstständigt sich das Ornament um 1900 und wird zur eigenständigen poetischen Form, die ich exemplarisch im Werk des österreichischen Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal verfolge. Es gibt darin eine gemeinsame Kraft, die seine literarische Produktion – von den ersten lyrischen Dramen über das Erzählwerk bis zum Trauerspielprojekt „Der Turm“ – maßgeblich beeinflusst. In Dialog mit Schriften zum Begriff des Ornaments zwischen Freiheit und Zwang in der ästhetischen Theorie seit Karl Philipp Moritz, der Politik der royalen Zeichenverwaltung als Welttheater der untergehenden Habsburgerdynastie und frühen Theorien im Hinblick auf die Zeichen des Unbewussten, betrachte ich das Werk Hofmannsthals als einen Ort, an dem unterschiedliche Zeichensysteme kristallisieren, wobei eine neuartige Poetik entsteht, die zwar im transnationalen Feld der modernen Avantgarden zu lokalisieren ist, aber auch aus der historisch situierten Tradition der (habsburgischen) Geschichte verstanden werden muss.
Andrea Wald studierte am Institut für Germanistik und Anglistik sowie am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Seit 2009 ist sie Doktorandin am Department of Germanic Studies der University of Chicago.
Übersetzung, Grundlagen der psychoanalytischen Technik von Bruce Fink, Wien 2013; gem. mit Ivo Gurschler, Ivady (Hg.), Lacan 4 D. Kommentare zu Lacans Seminar XVII, Sammelband, Wien 2013; On a Breakdown in Science. The Paranoid’s World and the Baroque, in: JEP – European Journal of Psychoanalysis. Humanities, Philosophy, Psychotherapies, 31/2010, Mailand 2012, S. 187–198; Fatal Attractions: The Monstrosity of Film Noir, in: Gerhard Unterthurner, Erik Vogt (Hg.), Monstrosity in Literature, Psychoanalysis, Philosophy, Wien 2012, S. 91–114; gem. mit Noah Holtwiesche, Der Schleier als Symptom des liberalen Subjekts. Zur Identifizierung des Unidentifizierbaren, in: Roman Widholm, Esther Hutfless (Hg.), Verhältnisse Bd. 1: Identifizierungen, Wien 2011, S. 13–34.
Ehemals bloß als Beiwerk und Brimborium gesehen, verselbstständigt sich das Ornament um 1900 und wird zur eigenständigen poetischen Form. Andrea Wald recherchiert den beginnenden Einsatz des Ornaments als autonome ästhetische Form.