Aufgeklärte Tendenzen im Rahmen eines klösterlichen Bildprogramms am Beispiel des Stiftes Altenburg
Das Ausstattungsprogramm des Stiftes Altenburg (um 1729 – 1744/53) nimmt durch seine philosophische Konzeption eine Sonderstellung in der mitteleuropäischen Klosterlandschaft ein: Mit seinem der Aufklärung verpflichteten Themenkatalog wird hier zu einem sehr frühen Zeitpunkt bereits Stellung bezogen gegen die triumphale Bilderpropaganda der katholischen Reform.
Die erstmalige Dechiffrierung des Bildprogrammes in diesem Sinn erfüllt das kunstwissenschafltiche Desiderat, die geistesgeschichtliche Umbruchszeit vom gegenreformatorischen Barock in die frühe Moderne anhand eines künstlerischen Ensembles nachzuvollziehen.
Andreas Gamerith studierte Kunstgeschichte in Wien und ist v. a. im Bereich Ausstellungsplanung und -gestaltung tätig. Derzeit ist ein Ausstellungskonzept zu Paul Troger und den technischen Voraussetzungen seiner Malerei in Vorbereitung. Daneben betreut Gamerith eine Vorlesung zur Kunst zwischen 1600 und 1800 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Wiener Malerei des 18. Jahrhunderts sowie auf Fragestellungen der Ikonografie.
A propos Jakob Prandtauer. Ein Annäherungsversuch an ein kulturhistorisches Phänomen, in: Wolfgang Huber und Huberta Weigl (Hg.), Jakob Prandtauer (1660–1726). Planen und Bauen im Dienst der Kirche. Katalogbuch zur Sonderausstellung, Diözesanmuseum St. Pölten, Melk 2010, S. 191–203; gem. mit Franz Matsche, Original. Kopie? Der Troger-Schüler Johann Jakob Zeiller in Altenburg, Ausstellungskatalog Altenburg, Horn 2008; Das Wechselspiel von Programm – Vermittlung – Komposition in Paul Trogers Deckenfresken in der Altenburger Stiftskirche, in: Werner Oechslin (Hg.), Wissensformen. Sechster Internationaler Barocksommerkurs Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, Zürich 2008, S. 230–241.
Als sich der Südtiroler Künstler Paul Troger um 1730 in der Kulturlandschaft Mitteleuropas zu etablieren versuchte, waren malerische Großaufträge bereits von anderen ausgeführt worden. Die Monumentalmalerei war im Begriff, sich immer stärker aus Bereichen profanen Gestaltens zurückzuziehen und konzentrierte sich zunehmend auf Ausstattungen im kirchlichen Milieu. An diesem Punkt der Entwicklung setzt Andreas Gamerith mit seinen Beobachtungen an.