Blickführungen. Zur Geschichte von Objektanordnungen
Der "vergleichende Blick" und das "vergleichende Sehen" sind in der Umgangssprache, aber auch Wissenschaftssprache des 20. Jahrhunderts feststehende Ausdrücke. Sie bezeichnen eine abwägende, sortierende Haltung gegenüber einer Ansammlung von Gegenständen. Sofern die Ausdrucksweise nicht als Metapher benutzt wird, sondern den Blick des Menschen selbst betrifft, ist damit das zielgerichtete, vergleichende Schauen zwischen mindestens zwei räumlich oder optisch unabhängigen Entitäten gemeint. Das Projekt "Blickführungen" untersucht dieses visuelle Verfahren der Moderne anhand der Genese von natur-, kunst- und ökonomiegeschichtlichen Objekten und ihren Präsentationsweisen, nämlich Tableau, Reihe und Serie. Ihre Inszenierung soll als eine gerichtete Wahrnehmung im Raum beschrieben werden, die auf einer sich seit dem 18. Jahrhundert entwickelnden Objekt- und Blickordnung beruht. Ziel der Studie ist es deshalb, den ordnenden Blick auf das Objekt in seiner historischen Verfasstheit kenntlich zu machen.
Neuere Bücher: Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung, Göttingen 2001; (zusammen mit E. C. Spary), Cut & Paste um 1900. Der Zeitungsausschnitt in den Wissenschaften, Bd. 4 der Zeitschrift "Kaleidoskopien", Berlin 2002, zugl. Ausstellungskatalog; (zusammen mit Petra Lutz), Dingwelten. Das Museum als Erkenntnisort, Köln, Weimar, Wien 2005.
Anke te Heesen lehrt Wissenschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung ausgezeichnet. Zu ihren Buchveröffentlichungen zählen »Der Weltkasten. Die Geschichte einer Bildenzyklopädie«, »Der Zeitungsausschnitt. Papierobjekt der Moderne« und »Theorien des Museums«. Sie war IFK_Junior Fellow im Studienjahr 2005/2006.
Verlag Klaus Wagenbach