Das Wissen um Indien. Der europäisch-indische Kulturkontakt im deutschsprachigen Diskurs der Frühen Neuzeit
Die Europäer trafen im frühneuzeitlichen Indien auf eine global vernetzte Kultur. Im Übergang zur Moderne verschwand mit der Kolonialisierung Indiens und der Ausbildung des Orientalismus das Wissen um diesen teils indisch dominierten Kulturkontakt. Antje Flüchter untersucht, wie der Kontakt mit Indien in Europa wahrgenommen und welche Bedeutung ihm zugeschrieben wurde. Im Zentrum steht die Analyse des Wissens über Indien und der diskursiven Strategien seiner Verarbeitung im Wechselspiel von Reiseberichten und Medien, die dieses Wissen speicherten und organisierten. Damit soll über die Aufarbeitung des europäischen Indiendiskurses hinaus der Anteil dieses Wissens an der europäischen Identitätsbildung gezeigt werden und mögliche alternative Handlungskorridore in einer globalisierten Welt angedeutet werden.
Antje Flüchter studierte Mittlere und Neuere Geschichte (Abschluss 1996). Seit 1997 Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit in Münster (Lehrstuhl Barbara Stollberg-Rilinger), 2002 Promotion im Fach Neuere und Neueste Geschichte.
u. a.: "Deutsche" in der Vereenigde Oost-Indische Compagnie oder: Welche Identität konstruiert man in einer "transnationalen" Gemeinschaft, in: Christoph Dartmann, Carla Meyer (Hg.), Identität und Krise? Konzepte zur Deutung vormoderner Selbst-, Fremd- und Welterfahrung, Münster 2007; gem. mit Michael Jucker, Wie globalisiert war die Vormoderne? Ein Plädoyer für einen neuen Blick in den asiatischen Raum, in: Traverse, 2007, S. 97-111; Der Zölibat zwischen Devianz und Norm. Kirchenpolitik und Gemeindealltag in den Herzogtümern Jülich und Berg im 16. und 17. Jh., Köln 2006; Konfessionalisierung in kulturalistischer Perspektive? Überlegungen am Beispiel der Herzogtümer Jülich-Berg im 16. Jh., in: Barbara Stollberg-Rilinger (Hg.), Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? Berlin 2005, S. 225-252; Books or Needlework? Sophie de LaRoche on the Role of Books, in: The Medieval History Journal, 8, 2005, S. 109-125.