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Die Adressierung der Stadt
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Historisierung einer Selbstverständlichkeit, nämlich der Adresse. Deren geläufige Form als Verweis auf einen Ort, üblicherweise zusammengesetzt aus Eigennamen und Zahlen, soll als historisch kontingent dargestellt werden. Insbesondere ein Bestandteil der Adresse steht bei diesem Vorhaben im Zentrum: die Hausnummer. Bei ihr handelt es sich um eine Innovation des 18. Jahrhunderts, deren Einführung keineswegs reibungslos verlief, sollte sie doch den staatlichen Zugriff auf die Subjekte, sei es zu deren Besteuerung, sei es zu Rekrutierungszwecken erleichtern; immer wieder kam es zu Widerstand, der sich tätlich gegen die Hausnummern als an den Häusern angebrachte Symbole des Staats richtete. Doch die Hausnummerierung ermöglichte nicht nur staatliche bzw. militärische Nutzungsweisen (dazu zählte nicht zuletzt auch Hilfestellung bei der Militäreinquartierung); sie wurde im Rahmen eines nun effizienter funktionierenden Postsystems auch für die Adressierung von Briefen herangezogen. Orientierung in einer fremden Stadt konnte nunmehr ohne Inanspruchnahme lokaler Netzwerke erfolgen. Eine erste Auswahl von Forschungsergebnissen wird im Rahmen der "Galerie der Hausnummern" präsentiert, einer Internet-Ausstellung, die mehr als 100 Fotos historischer Hausnummern zeigt.
Mag. phil., studierte Geschichte sowie Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien
U.a. Die Quellen der Konskription, in: Josef Pauser, Martin Scheutz, Thomas Winkelbauer (Hg.), Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch, Wien/München 2004, S. 196–204; Adressierungs-Fragmente: Konskriptionsnummern in Wien, in: dérive. Zeitschrift für Stadtforschung 11/2003, S. 4–7; Vermischung vermeiden. Seelenkonskription, Hausnummerierung und Vermischung um 1770, in: Achim Landwehr (Hg.), Geschichte(n) der Wirklichkeit. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte des Wissens, Augsburg 2002, S. 147–172
Vortrag an der VHS Urania