Am Rande des Grabes. Zur Interpretation von Bestattungen am Beispiel frühmittelalterlicher Grabfunde aus West- und Mitteleuropa und vom Umgang mit menschlichen Überresten in der Archäologie
In Gräbern manifestieren sich soziale, kulturelle und religiöse Aspekte einer Gesellschaft. Sie stellen einen Zerrspiegel menschlicher Identität im kollektiven, aber auch im individuellen Sinne dar, wodurch Bestattungen als eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion vergangener Kulturen fungieren. Am Beispiel frühmittelalterlicher Grabfunde aus Mittel- und Westeuropa werden im Rahmen dieses Forschungsprojekts verschiedene Interpretationsansätze und analytische Konzepte sowohl aus dem deutschsprachigen als auch aus dem angloamerikanischen Raum erprobt. Eines der Hauptaugenmerke ist auf die unterschiedlichen thematischen Herangehensweisen in den beiden genannten Sprachregionen gerichtet, da die Kommunikation zwischen diesen aus forschungsgeschichtlicher Perspektive mangelhaft war. Untersucht wird, zu welchen Ergebnissen verschiedene Theorien in der Praxis tatsächlich kommen bzw. welche Resultate verschiedene Konzepte bei ein und demselben Untersuchungsobjekt liefern. Mit zusätzlicher Hilfe naturwissenschaftlicher Analysen und interdisziplinärer Ansätze (Anthropologie, Soziologie, Geschichte etc.) sollen bereits bestehende Modelle der frühmittelalterlichen Gräberfeldanalyse redigiert bzw. neue Konzepte entwickelt werden.Da durch die Arbeit mit Bestattungen in der Ur- und Frühgeschichte eine ständige Konfrontation mit den Überresten menschlicher Individuen gegeben ist, bedarf es auch einer Reflexion über den Umgang mit menschlichem Skelettmaterial in der Archäologie.
Barbara Hausmair studierte Geschichte und Ur- und Frühgeschichte in Wien. Ihre Magisterarbeit thematisierte das frühmittelalterliche Gräberfeld von Micheldorf/Kremsdorf in Oberösterreich. Derzeit ist sie Dissertantin am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. Sie arbeitete bisher an verschiedenen archäologischen Forschungsprojekten, u. a. am Centre Archéologique Européen, Bibracte, an der Universität Wien und am FWF, mit.
gem. mit Christoph Blesl, Udo Fischer, Otto Helmut Urban, Göttweig, in: Fundberichte aus Österreich, Bd. 48/2009 [erscheint 2010]; Die frühmittelalterlichen Grabfunde von Micheldorf/Kremsdorf, OÖ, unpubl. Univ.-Dipl., Wien 2008 [in Druckvorbereitung am Landesmuseum OÖ]; gem. mit Christoph Blesl, Udo Fischer, Otto H. Urban, Göttweig-Predigstuhl, in: Fundberichte aus Österreich, Bd. 47/2008, Wien 2009; Die bajuwarischen Grabfunde aus Wels und Marchtrenk. Archäologische, anthropologische und metallurgische Betrachtungen, in: Jahrbuch des Musealvereines Wels, 34, 2004/05, Wels 2006.