Städte der Spekulation: Kulturelle Bilder der Wiener, Frankfurter und Berliner Börsen von 1866 bis 1933
In diesem Projekt werden die wichtigsten drei Börsen im deutschsprachigen Raum untersucht und wie sie zu dem Ausbau von Wien, Frankfurt und Berlin als ökonomische und industrielle Zentren beitrugen. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts spielten diese Handelsplätze eine entscheidende Rolle in der Finanzierung des Eisenbahnnetzwerkes, beim Wachstum von Großunternehmen und beim Verkauf von Staatsanleihen. Zusätzlich zu diesen zentralen Funktionen erschienen die Börsen als starke Symbole der neuen wirtschaftlichen Ordnung der Großstädte. Die Börse, mehr als jede andere städtische Institution, verkörperte den Optimismus und die Angst des modernen Stadtlebens. Bankier, Finanzier und Börsenmakler wurden wichtige Verbraucher und Träger der großbürgerlichen Kultur, aber ihre Geschäfte beruhten auf dem meist ungeregelten Aktienmarkt. Das Auf und Ab der Börse deutete die vergängliche Natur von bürgerlichen Normen an. Die Einwohner von Großstädten betrachteten die Börse als eine positive Innovation, die Wachstum und Hochkonjunktur bringen könnte, aber auch als eine gefährliche oder sogar korrupte Einrichtung, die anscheinend von Gerüchten, von Insiderhandel, Kapitalanlagebetrug und gewissenloser Spekulation verschleiert war.Um näher an das Bild der Börse zu kommen, werden Zeitpunkte untersucht, wann die Spekulation in der Tagespresse heftig debattiert wurde. Wichtige Beispiele waren: Immobilienabmachungen in Großstädten, die wirtschaftlichen Folgen der Abschwünge der 1870er und 1890er Jahre, der Verkauf von Staatsanleihen während des Ersten Weltkrieges und der Krach, der die Große Depression einleitete.
Brent Maner promovierte 2001 an der University of Illinois und war 2001-2002 Gastprofessor an der University of Tulsa. Seit 2002 lehrt er an der Kansas State University und seit 2008 als Associate Professor für Geschichte ebendort. Im Zuge des Projekts "Cities of Speculation: Cultural Representations of the Vienna, Berlin and Frankfurt Stock Exchange, 1866-1933" erforscht er die Entwicklung des Aktienwesens und das Bild von Spekulanten.
(u. a.): Germany's Ancient Pasts: Archaeology and Historical Interpretation since 1750, Chicago [im Erscheinen]; Rudolf Virchow, in: John Merriman und Jay Winter (Hg.), Europe, 1789-1914: Encyclopedia of the Age of Industry and Empire, New York 2006; Die Entdeckung der Vor- und Frühgeschichte: Begegnungen mit der Vorzeit durch das Märkische Provinzialmuseum, in: Alexis Joachimides, Sven Kuhrau (Hg.), Renaissance der Kulturgeschichte, Dresden, Basel 2001.