Niemand. Desemiotisierung im Werk Franz Kafkas, Paul Celans und Ingeborg Bachmanns
Das Forschungsprojekt untersucht die Funktion der Verwendung von Phrasen und Indefinitpronomen in der Literatur Ingeborg Bachmanns, Paul Celans und Franz Kafkas. Phrasen zeigen aufgrund ihrer vorgeformten Festigkeit besonders drastisch die Entfernung der Gemeinsprache vom individuellen Sprechakt auf. Mittels sprachrealistischer Verfahren, die in der zur Untersuchung stehenden Literatur zu finden sind, wird jedoch die alltägliche, eindeutige Sprachverwendung irritiert. Es kommt zum Stör- und Rückfall in der Übernahme geordneter Schemata: Phrasen werden wörtlich genommen, sodass aus ihnen Szenen und Erzählungen entfaltet werden. Zudem ist auf der Basis einer idiosynkratischen Sprachbetrachtung der ordentliche Status des sprechenden, schreibenden und lesenden Subjekts nicht mehr gesichert. Statthalter für diese in der verstandeslogischen Zeichenordnung unbestimmt agierenden Personen und deren geschaffene Figuren vermögen allein Indefinitpronomen zu sein. Ihre poetologische und literarische Ersatzfunktion ist vergleichbar mit derjenigen des Gastes. Ebenso wie Indefinitpronomen in der Alltagssprache verwendet werden, wird in der Gesellschaft gemeinhin mit dem Gast gerechnet. Die Arbeit versucht, literarische Indefinitstellen in ihrer dialogischen und wirklichkeitserzeugenden Funktion zu beleuchten.
Caroline Scholzen absolvierte ein Lehramtsstudium der Unterrichtsfächer Deutsch, Philosophie und Psychologie an der Universität Wien. Von 2010 bis 2012 war sie als Vertragslehrerin tätig.
Die transzendentale Apperzeption im „Schacht von Babel“. Zur gleitenden Paradoxierung der Meinigkeit im Werk Franz Kafkas (vorläufiger Arbeitstitel), in: Verwandlungen. Dichter als Leser Kants. Kolloquiums- und Publikationsbeitrag im Rahmen des gleichnamigen Forschungsseminars von Universitätsprofessorin Dz.in Violetta L. Waibel am Institut für Philosophie der Universität Wien, Wien 2013.
In Niemand zu Gast? Hospitalität im Werk Franz Kafkas wird eine in Kafkas Literatur vorzufindende kommunikationstheoretische Umdeutung der Erkenntnistheorie Immanuel Kants nachgewiesen.
Wie kann „niemand“ einem erzählenden Ich helfen und mit diesem – lauter werdend – ins Gebirge gehen? Caroline Scholzen geht in ihrem Vortrag den Irritationen und Störmomenten nach, die das Indefinitpronomen „niemand“ im Gefüge der Texte Franz Kafkas erzeugt.