Städtische "Lieux de mémoire": "Am Steinhof" in Wien
Als "Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke" wurde 1907 die Klinik "Am Steinhof" auf dem Wilhelminenberg im Westen von Wien etabliert. Nach einem Plan des Architekten Otto Wagner im damals hochmodernen Pavillonstil angelegt, sollte die Anstalt Raum bieten für bis zu 3000 PatientInnen. Von einer sezessionistischen Kirche gekrönt, ist die Anlage heute als Gesamt-kunstwerk berühmt. Berüchtigt ist „Am Steinhof“ als Teil einer institutionellen Psychiatrie, welcher der Aufstieg – aber auch die Abgründe – der Moderne eingezeichnet sind. Das Forschungsprojekt setzt sich eine möglichst multiperspektivische Einkreisung des realen wie symbolischen Ortes zum Ziel. Als nachgerade idealtypischer "lieu de mémoire" agglutiniert das heutige "Otto Wagner-Spital" eine Vielzahl von Texten und Kontexten, von Deutungen und Bedeutungen, die einander komplex überlagern. Architektur und (Stadt-)Topographie, Wissenschafts- und Alltagsgeschichte, letztlich: die psychiatrischen, politischen, aber auch physisch-konkreten Praxen der gesellschaftlichen Lage(rungen) von problematischem – wie es einige Zeit lang hieß – "Menschenmaterial".
Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik der Universität Wien
U. a. Von Pompeji nach Troja. Archäologie, Literatur und Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert (Wien, WUV 1998); Hg.: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Aus dem "Kronprinzenwerk" des Erzherzog Rudolf (Wien, Böhlau 1999); Hg.: Öffentlichkeit und Charakter (Wien 2000). Zahlreiche Rezensionen und Essays zur österreichischen Gegenwartsliteratur für die "Neue Zürcher Zeitung" sowie radiophone Projekte im Rahmen des ORF-Kunstradio (http://kunstradio.at/PROJECTS/LITERATURE/).