Denken und Vergessen. Zur normativen Bedeutung radikaler Selbstreflexion
Wir vergessen. Was geschieht, wenn wir vergessen und welche Bedeutung kommt der Tatsache zu, dass wir uns unser Vergessen vergegenwärtigen können? Die Reflexion des Umstands, dass wir fähig sind einerseits zu bemerken, etwas nicht mehr erinnern zu können und andererseits das Vergessen und das Vergessene zumindest ansatzweise zu rekonstruieren, ist Ausgangspunkt des Projekts, das die Reflexion über das Vergessen für die Philosophie fruchtbar machen will und zwar innerhalb der Paradigmen des linguistic turn. In Auseinandersetzung mit u. a. Donald Davidson, Jacques Derrida und Judith Butler wird argumentiert, dass der Einbezug des Vergessens wesentlicher Bestandteil einer Theorie der Erinnerung bzw. des Denkens ist und dass darüber hinaus aus dieser Rehabilitierung des Vergessens das normative Anliegen der Sprachphilosophie bekräftigt wird: die postmetaphysische Verankerung des Denkens und damit die Kritik an jeder Art von Totalitarismus bzw. die Etablierung und Entwicklung demokratischer Grundwerte.
Christine Abbt studierte Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaft in Zürich. Nach dem Studium war sie Kollegiatin am Collegium Helveticum der ETH Zürich und Assistentin in Angewandter Ethik an der Universität Basel. Nach Forschungsaufenthalten in Tübingen, Melbourne und an der Cornell University promovierte sie an der Universität Zürich in Philosophie über das Problem der Sprachlosigkeit. 2005/2006 war sie Fellow am Istituto Svizzero di Roma (ISR). Von 2006-2011 war sie Assistentin und Dozentin am Lehrstuhl für Politische Philosophie der Universität Zürich.
Der blinde Fleck des Denkens – als blinder Fleck des Denkens, in: Gerald Schwedler, Sebastian Scholz, Kai Sprenger (Hg.), Damnatio in Memoria. Deformation und Gegenkonstruktionen in der Geschichte, 2011 (in Vorbereitung); Schreibweise des Seins. Auslassungspunkte auf der Suche nach einer Sprache des Erlebens, in: Rea Köppel und Mareike Giertler (Hg.), Von Lettern und Lücken, München 2011 (in Vorbereitung); gem. mit Tim Kammasch (Hg.), Punkt, Punkt, Komma, Strich. Geste, Gestalt und Bedeutung philosophischer Zeichensetzung, Bielefeld 2009; gem. mit Oliver Diggelmann (Hg.): Zweifelsfälle, Bern und Baden-Baden 2008; Der wortlose Suizid. Die literarische Gestaltung der Sprachverlassenheit als Herausforderung für die Ethik, München 2007.
Eine Publikation von Christine Abbt - ehemaliger IFK_Research Fellow. Christine Abbt ist Prof. Dr., ist SNF-Förderungsprofessorin für Philosophie an der Universität Luzern.
Christine Abbt war im Sommersemester 2011 IFK_Research Fellow. Der Titel ihres Forschungsprojekts lautete: "Denken und Vergessen. Zur normativen Bedeutung radikaler Selbstreflexion". Am 11.12.2017 hielt sie ihre Antrittsvorlesung als Privatdozentin an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich - Christine Abbt hat uns dankenswerterweise den Text des Vortrags zur Verfügung gestellt.
Christine Abbt, Professorin am Philosophischen Seminar der Universität Luzern und IFK_Research Fellow im Sommersemester 2011, im Gespräch mit Roger de Weck über aufmerksames Zuhören: "An der Bar"
Im Dezember 2016 fand unter der Ägide von Christine Abbt ein Workshop über Diderots "Paradox über den Schauspieler" am IFK statt. Nun sind die Beiträge dieser Konferenz als Schwerpunkt in der Schweizerischen Zeitschrift für Philosophie erschienen. Hier nun der Link zur Open Access Publikation.
Christine Abbt, IFK_Research Fellow im Sommersemester 2011, hat am 1. März 2020 die Stelle einer Professorin für Politische Philosophie an der Karl Franzens Universität Graz angetreten. Bis dahin war Abbt Professorin für Philosophie an der Universität Luzern. Das IFK_Team gratuliere!
Ist das Vergessen gleichsam ein Verdauungsvorgang des Geistes, oder bedeutet es einfach, dass wir uns nicht erinnern können? Christine Abbt spricht in ihrem Vortrag über die theoretische Beschäftigung mit dem Vergessen.