Kapitalistische Dynamik und die imaginäre Dimension des Konsums
In dem Projekt versuche ich, die Triebkräfte kapitalistischer Dynamik in einer soziologischen Sicht zu klären, und wende mich dabei speziell der Rolle des Konsums zu. Während es auch in den kapitalistisch fortgeschrittenen Ländern noch immer zahlreiche Menschen gibt, deren Lebenshaltung sich an der Armutsgrenze bewegt, wird der Konsum der mittleren und oberen Schichten in hohem Maße durch symbolische und ästhetische Motive jenseits der rein funktionalen Aspekte des Konsums bestimmt. Der symbolische Konsum zeichnet sich zugleich durch eine starke Veränderlichkeit und Modeanfälligkeit aus, von der die wirtschaftliche Dynamik insgesamt in hohem Maße abhängt. Manche Konsumsoziologen vertreten die These, dass die Konsumenten durch „Imaginationen“ und „Tagträume“ geleitet werden. Diese werden nach dem getätigten Kauf notwendigerweise enttäuscht, mit der Folge der Entstehung stets neuer Wünsche. In dem Projekt geht es darum, die Herkunft der dem symbolischen Konsum zugrundeliegenden kulturellen Imaginationen zu untersuchen und dynamische Modelle des Aufbaus und Niedergangs von Konsummoden zu entwickeln. Ein zentrales Thema wird der innere Zusammenhang zwischen der Symbolik des Konsums und der des Geldes sein; Simmels „Philosophie des Geldes“ ist dabei ein wichtiger Referenzpunkt.
Die Forschungsschwerpunkte von Christoph Deutschmann sind Arbeits- und Wirtschaftssoziologie.
A Pragmatist Theory of Capitalism, in: Socio-Economic Review 9 (1), 2011, S. 83 – 106; Paradoxes of Social Rise. The Expansion of Middle Classes and the Financial Crisis, in: Journal of Social Science Education, 9 (1), 2010, S. 20–31; gem. mit Jens Beckert (Hg.), Wirtschaftssoziologie. Sonderheft 49 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Wiesbaden 2009; Kapitalistische Dynamik. Eine gesellschaftstheoretische Perspektive, Wiesbaden, 2008; Die Verheißung des absoluten Reichtums. Zur religiösen Natur des Kapitalismus, Frankfurt/Main 2001.
Christoph Deutschmann, Soziologe an der Universität Tübingen, beschreibt den dynamischen Charakter des modernen Konsums und geht den Thesen derer nach, die die KonsumentInnen für manipuliert erachten, und auch jener, die eine solche autoritäre Interpretation für unangemessen halten. Konsumkritik bestimmt wieder Meinungen, Medien und Wissenschaft.