Akustische Evidenz: Der ""LautSprecher"" und die Zeit des Nationalsozialismus
Macht entfaltet sich in ihrer Wirkung nicht zuletzt durch Dispositive, Manöver, Techniken und Funktionsweisen, durch einen Einsatz komplexer medialer Apparaturen also, der es gestattet, politische Herrschaft nicht nur über Unterwerfungs-, sondern auch über Adressierungs- und Readressierungsprozesse auszuüben.In diesem Blickwinkel werden die Stimmpolitiken des Nationalsozialismus ins Zentrum der Analyse gestellt und eine Untersuchung lanciert, inwieweit der wesentlich phonozentrisch agierende Nationalsozialismus seine politische Wirkung während der Jahre zwischen 1925 und 1945 über akustische Evidenzstrategien organisierte. Die Verknüpfung von technischen Apparaturen, Stimmen der Redner, von ideologisch-rhetorischer Aufrüstung und performativen Inszenierungen kommunikativer Szenarien lässt sich als ein von der NSDAP konzipierter medialer Großversuch beschreiben, in dessen Verlauf sich das um die massenhafte Verbreitung von politischen Stimmen zentrierte Mediendispositiv ""LautSprecher"" herausbildete. Dieser Großversuch soll anhand von drei Szenarien analysiert werden: mittels der diskursiven Perspektivierung in Zeitungs- und Zeitschriftenensembles sowie der Auswertung archivalisch erhobener Quellen zu den Strategien akustisch-politischer Performanz und schließlich anhand der Auswertung performativ-lokaler Praxen (Parteiordnung, Raumordnung, Zeitordnung), in denen sich der ""LautSprecher"" entfaltete.
Cornelia Epping-Jäger arbeitete zunächst als Dramaturgin, ab 2000 als wissenschaftliche Mitarbeiterin des SFB/FK 427 ""Medien und Kulturelle Kommunikation"" an der Universität zu Köln. Seit Ende 2008 ist sie Literatur- und Medienwissenschafterin an der Universität Siegen. Ihr derzeitiger Arbeitsschwerpunkt: akustische Texte deutschsprachiger Gegenwartsliteratur.
(u. a.): LautSprecher Passagen. Zu den Umbauten eines Dispositivs der Massenkommunikation vor und nach 1945, in: Irmela Schneider, Cornelia Epping-Jäger (Hg.), Formationen der Mediennutzung III, Bielefeld 2008; Kontaktaktion. Die frühe Wiener Ausdrucksforschung und die Entdeckung des Rundfunkpublikums, in: Irmela Schneider, Isabell Otto (Hg.), Formationen der Mediennutzung II, Bielefeld 2007; Stimmengewalt. Die NSDAP als Rednerpartei, in: Doris Kolesch, Sybille Krämer (Hg.), Stimme. Annäherung an ein Phänomen, Frankfurt/Main 2006; gem. mit Erhard Schüttpelz und Torsten Hahn, Freund Feind Verrat. Das politische Feld der Medien, Köln 2004; gem. mit Erika Linz (Hg.), Medien/Stimmen, Köln 2003."