Protokollsätze mit Gesang. Der frühe Paul Feyerabend
Paul Feyerabends Wirkung ist stark mit der Rezeptionsgeschichte seines Buches „Against Method“ verbunden. Seine frühe intellektuelle Sozialisierung in der Tradition des Logischen Empirismus blieb dabei lange unbeachtet, war doch der Bruch und nicht die Kontinuität das Markenzeichen des „Post-Positivisten“ Feyerabend. Meine Gegengeschichte rekonstruiert hingegen die Kontinuität in seiner wissenschaftlichen Arbeit und möchte ferner einen Blick über den Tellerrand wagen: Das Teilprojekt am IFK ist der Entdeckung eines noch unerforschten Feyerabend gewidmet, der sich nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in seiner Gesangs- und Operntätigkeit den großen Lebens- und Gesellschaftsentwürfen des „kurzen“ 20. Jahrhunderts unterwirft, sich diesen entzieht und sich letztendlich als deren Nutznießer erweist. Hintergrund der Untersuchung ist das chaotisch anmutende kultur- und sozialgeschichtliche Gewebe, in dem Feyerabends wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeiten ineinander übergehen.
Daniel Kuby inskribierte in den Studienfächern Philosophie und Geschichte an der Universität Ca' Foscari in Venedig und setzte sein Studium der Philosophie, Soziologie und Wissenschaftsgeschichte erst an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main und dann an der Universität Wien fort. Von Oktober 2010 bis September 2014 war er Kollegiat des DK “Naturwissenschaften im historischen, philosophischen und kulturellen Kontext", in dessen Rahmen er seine Dissertation zur Philosophie Paul Feyerabends ausarbeitete.
Feyerabend’s “The concept of intelligibility in modern physics” (1948), in: Studies in History and Philosophy of Science (angenommen); Paul Feyerabend in Wien 1946–1955: Das Österreichische College und der Kraft-Kreis, in: Michael Benedikt, Reinhold Knoll, Franz Schwediauer, Cornelius Zehetner (Hg.), Auf der Suche nach authentischem Philosophieren. Philosophie in Österreich 1951–2000, Wien 2010, S. 1041–1056; gem. mit Christoph Limbeck-Lilienau und Michael Schorner, Editorische Anmerkungen zum Vortrag „Die Dogmen des Logischen Empirismus“ von Paul Feyerabend, in: Friedrich Stadler (Hg.), Vertreibung, Transformation und Rückkehr der Wissenschaftstheorie. Am Beispiel von Rudolf Carnap und Wolfgang Stegmüller. Mit einem Manuskript von Paul Feyerabend über „Die Dogmen des logischen Empirismus“ aus dem Nachlass, Münster/Wien 2010, S. 403–409.
Der diesjährige Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaften der ÖAW ergeht an Carolin Antos gem. mit Daniel Kuby, derzeit IFK_Junior Fellow.
Paul Feyerabend – ein Wissenschaftsphilosoph? Seine frühe Biografie lässt einen leidenschaftlichen Schüler der darstellenden Künste zum Vorschein kommen, der eine Opernsängerkarriere hätte einschlagen können. Daniel Kuby untersucht das chaotisch anmutende kultur- und sozialgeschichtliche Gewebe, in dem Feyerabends frühe wissenschaftliche und künstlerische Aktivitäten nahtlos ineinander übergehen.