Die Anfänge der römischen Geschichtsschreibung – Die Gesamtgeschichten des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr.
Das Dissertationsprojekt thematisiert die erste Phase der römischen Historiografie, von ihrem Anfang im ausgehenden 3. Jahrhundert v. Chr. bis in die 120er-Jahre v. Chr. Untersuchungsgegenstand ist die frühe römische Gesamtgeschichte, eine historische Prosaerzählung, die die Geschichte Roms von den mythischen Anfängen bis in die Zeit des Autors in einem Kontinuum umspannt. Da diese Werke nur in fragmentarischer Form – als Zitate, Paraphrasen etc. – überliefert sind, ist in einem ersten Schritt die Analyse des Quellenmaterials anhand literaturwissenschaftlicher Methoden unerlässlich. Daran anschließend kann die Historisierung der Schriften, d. h. die Einbettung in ihren sozio-politischen Kontext erfolgen. Die von der römischen Elite verfassten Gesamtgeschichten werden dabei als Teil eines spezifischen Wettbewerbsfelds der republikanischen Aristokratie und als ein entscheidender Baustein einer römischen Identität charakterisiert.
David Lindschinger studierte Geschichte und Alte Geschichte an der Universität Innsbruck. Er arbeitete als Lektor am Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik und war zuletzt Stipendiat der Nachwuchsförderung des Vizerektorats für Forschung der Universität Innsbruck.
(u. a.): Die Anfänge der römischen Geschichtsschreibung – Die Gesamtgeschichten des 3. und 2. Jhs. v. Chr. Ein Werkstattbericht, in: Tagungsband des 26. Österreichischer Historikertages 2012 (im Druck); Römische „Annalistik“ – Die Gesamtgeschichten des 3./2. Jhs. v. Chr., in: Peter Mauritsch (Hg.), Akten des 13. Österreichischen Althistorikerinnen- und Althistorikertages (18.–20. November 2010), Graz 2011, S. 141–163; Wettbewerb innerhalb der Aristokratie zur Zeit der römischen Republik, in: historia.scribere, 3, 2011, S. 121–151.
Die römische Geschichtsschreibung tritt erst mit dem ausgehenden 3. Jh. v. Chr. in Erscheinung und stellt somit ein spätes Phänomen innerhalb der Memorialkultur der Stadt am Tiber dar. Statt Geschichte zu schreiben, wurde bis dahin Vergangenes in Denkmäler oder Rituale verformt. David Lindschinger widmet sich den ersten schriftlichen geschichtlichen Aufzeichnungen, 15 Prosaschriften, deren Autoren der aristokratischen Elite angehörten und in Konkurrenz zueinander standen.