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Die Synagoge von Sofia
Die Zentralsynagoge von Sofia wurde 1909 vom österreichischen Architekten Friedrich Grünanger im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt erbaut. Das Bauwerk nahm einen wichtigen Ort für die Verhandlung der eigenen Identität der bulgarischen Gesellschaft ein. Diese Auslotung der Zugehörigkeit im jungen Nationalstaat geschah vielschichtig; auf religiöser, kultureller, sprachlicher und territorialer Ebene. Die Synagoge von Sofia in ihrer historischen Verankerung, ihrer formalen Erscheinung und nicht zuletzt zentralen Lage bezeugt dies wie kaum ein anderes Bauwerk des frühen 20. Jahrhunderts in Bulgarien. Sie lässt die komplexen sozialen Verhältnisse sowie die Machtstrukturen dieser Zeit zutage treten. Diese Studie widmet sich dem soziokulturellen, historischen und architektonischen Kontext des Bauwerks und zeigt eine neue architekturzentrierte Herangehensweise auf, die einen bedeutenden Beitrag zum besseren Verständnis der jüdischen Bevölkerung und ihrem Verhältnis zu ihren christlichen und muslimischen Nachbarn auf dem Balkan leisten kann.
Fani Gargova studierte Kunstgeschichte, Bulgaristik und Philosophie an der Universität Wien und absolvierte 2005/06 ein Auslandsjahr an der Université libre de Bruxelles. 2010 schloss sie ihr Studium mit der Diplomarbeit „Die Stiftungen des Despoten Thomas Preljubović und der Basilissa Maria Palaiologina – Memoria in Epirus in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts“ ab. Seit 2011 arbeitet sie am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien an ihrer Dissertation über die Synagoge von Sofia. Zwischen 2008 und 2012 war sie Koordinatorin des DiFaB (Digitales Forschungsarchiv Byzanz) am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, und seit 2013 ist sie als Byzantine Research Associate der Image Collections and Fieldwork Archives von Dumbarton Oaks, einem Institut der Harvard University, in Washington, D.C. tätig.
Medievalism, Byzantinism and Bulgarian Politics. Sofia 1900: Byzantium’s Role in the Creation of a Modern European Capital, in: Bettina Bildhauer und Chris Jones (Hg.), The Middle Ages in the Modern World. Twenty-first-century Perspectives, Oxford (erscheint 2016); The Synagogue of Sofia. A Reassessment of the Role of the Bulgarian Sephardic Community at the Turn of the 20th Century through its Architecture, in: Galina Fingarova, Assen Kirin, Lioba Theis (Hg.), Serdica – Sredec – Sofia. Urban Reinventions through three Millennia, Sofia (erscheint 2016); gem. mit Beatrice Daskas, The Holy Apostles. Visualizing a Lost Monument (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Dumbarton Oaks), Washington, D.C., 2015; The Meteora Icon of the Incredulity of Thomas Reconsidered, in: Lioba Theis, Margaret Mullett, Michael Grünbart (Hg.), Female Founders in Byzantium and Beyond, Wien 2013. 2016/17 IFK_Junior Fellow Abroad in Bordeaux.
London, Toronto, Berlin, Hamburg, Paris, Boston, Saskatoon, Canterburry: von diesen Städten aus berichtet die Gruppe der IFK_Junior Fellows Abroad (Studienjahr 2015/16) über Ankommen und Fortkommen, Einnahmen und Ausgaben, Tages- und Nachtgeschehen. Zum Blog
Im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt stehen sich, nur wenige Meter voneinander entfernt, die drei großen monotheistischen Religionen gegenüber: die noch aktive Moschee, die ehemalige bulgarisch-orthodoxe Kathedrale, die katholischen und rumänischen Kirchen und die Sofioter Synagoge. Sie zeugen von der langen, turbulenten Geschichte der Region und der Identitätsfindung im jungen Nationalstaat.