1) Evidenzen des Bildes in Kunst und Wissenschaft2) Transformationen der Antike: theoretische Konzepte von Transformation
ad Projekt 1:Wissen darf komplex sein, aber es muss Evidenz aufweisen. Bei der Entstehung der neuzeitlichen Wissenschaften kooperieren Sprache und Bild in der Aufgabe, für neue Wissensfelder Evidenz zu erzeugen. Untersucht wird diese Text/Bild-Allianz in der Botanik und in der Anatomie. Besonders interessant sind solche Bereiche der New Sciences, die es mit dem prinzipiell Unsichtbaren zu tun haben, wie vor allem dem Vakuum. Hier stehen die Strategien der Sichtbarmachung und der Versprachlichung vor besonderen Herausforderungen. Neue Darstellungskompetenzen der Malerei und neue Bildtypen sowie neue Beobachtungs- und Experimentaltechniken spielen bei der Herstellung von Evidenz eine wichtige Rolle.
ad Projekt 2:Die "Antike" stand niemals fest, noch war sie feststellbar. In den Medien der Rezeption wurde sie stets neu hervorgebracht, fortlaufend verändert und differenziert. Es gibt keine Einbahnstraße, durch die die antiken Kulturen irgendwie "von sich aus" auf spätere Epochen "gewirkt" hätten. Auch Nachleben, Einfluss oder Erbe sind missverständliche Begriffe. Rezeptionen, Nachahmungen und Verwissenschaftlichungen waren stets auch konstruktives Handeln, das eigenen, zeit- und kulturtypischen Regeln und Antrieben folgte. Die Rezeptionskulturen haben in ihrem Antikeverständnis immer auch ein Selbstverhältnis miterzeugt, in dem kulturelle, politische und nationale Identitätsprofile, Kunststile und Wissensfelder gebildet wurden. In Auseinandersetzung mit gut eingeführten Konzepten der Wirkungs- und Rezeptionstheorie sollen die Umrisse einer Theorie und Typologie von Transformationen der Antike entwickelt werden.
Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, davor Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg
U. a.: gem. mit Jürgen Barkhoff, Jeanne Riou (Hg.), Netzwerke. Eine Kulturtechnik der Moderne, Köln 2004; gem. mit Peter Matussek, Lothar Müller, Orientierung Kulturwissenschaft, Reinbek bei Hamburg 2000 (3. Aufl. 2007; koreanisch 2004); (Hg.), Topographien der Literatur. Deutsche Literatur im transnationalen Kontext. DFG-Symposium 2004, Stuttgart 2005; Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne, Reinbek bei Hamburg 2006.