Berufscharakter. Interferenzen von Charakterologie, Literatur und Arbeitsforschung im frühen 20. Jahrhundert
Heide Volkening untersucht Affinitäten, Spannungen und Übertragungen zwischen einer sich um 1900 als eigenständige Wissenschaft konzipierenden Charakterologie, der Berufssoziologie und -psychologie und literarischen Modellierungen des Verhältnisses von Charakter und Arbeit. Die Suche nach dem ""Kern"" und dem ""Wesen"" der Person, so lautet die Ausgangshypothese, korrespondiert mit ihrer Inanspruchnahme durch die kapitalistische Arbeitswelt. Davon erzählt die Literatur auf sehr unterschiedliche Weise.Die Formierung des Charakters als wissenschaftliche Kategorie bemüht sich um operationalisierbare Methoden und Verfahren der Evidenzerzeugung im Sinne einer Sichtbarmachung oder Deutbarkeit des Charakters. Ihr Ziel ist es, Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten aufzulösen. Wo es hingegen um die (De-)Figuration des Charakters als textuelle Kategorie und narrative Funktion geht, werden diese Ambivalenzen ausagiert, Evidenzen auf die Probe gestellt und Eindeutigkeiten karikiert.
Heide Volkening arbeitet derzeit als Assistentin am Institut für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München an ihrem Habilitationsprojekt ""Charakter und Arbeit"". Sie studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Pädagogik an der Universität Bielefeld und promovierte als Stipendiatin des Graduiertenkollegs ""Geschlechterdifferenz und Literatur"" an der LMU München. Lehr- und/oder Forschungsaufenthalte in Köln, Düsseldorf und Venedig.
Sex and the City - Wenn Chick Lit ins Fernsehen kommt, in: Bettina Bannasch und Stephanie Waldow (Hg.), Lust? Darstellungen von Sexualität in der Gegenwartskunst von Frauen, München 2008, S. 219-243; Der helle Raum des Privaten, in: Inka Mülder-Bach und Gerhard Neumann (Hg.), Räume der Romantik, Würzburg 2007, S. 137-155; gem. mit Sabine Biebl und Verena Mund (Hg.), Working Girls. Zur Ökonomie von Liebe und Arbeit, Berlin 2007; Am Rand der Autobiographie. Ghostwriting - Signatur - Geschlecht, Bielefeld 2006; gem. mit Hanjo Berressem und Dagmar Buchwald (Hg.), Grenzüberschreibungen: ""Feminismus"" und ""Cultural Studies"", Bielefeld 2001.