Informalität und kultureller Wandel: Wiens informelle Märkte im globalen Kontext
Während die Repräsentation der globalisierten Stadt am Wachstum formal geordneter Marktbeziehungen orientiert ist, wächst ein Netzwerk nodalisierter Informalität, wo unterschiedliche Kulturen im Lokalen unreguliert aufeinandertreffen und hybride, widersprüchliche und umkämpfte Räume ausbilden. Informelle Märkte bilden besondere Knotenpunkte dieser wachsenden Schattenglobalisierung, die mit der Deregulierung und Liberalisierung des globalen Kapitalmarktes einhergeht. Als Mikroschauplatz zunehmender Informalisierung städtischer Systeme sind sie Ausdruck kultureller Veränderung im Verhältnis von globaler, nationaler und lokaler Ökonomie.Am Beispiel informeller Märkte in der Region von Wien erforscht Helge Mooshammer, wieweit informelle Märkte die Bildung und Artikulation kultureller Differenz anregen und globale Produktionen, Symboliken und Warenlogiken in Umgehung der Sachzwänge des Weltmarktes von unterschiedlichen "Kulturagenten" lokal ausgehandelt werden. Unter Bezugnahme auf ökonomische, ästhetische und kulturelle Praktiken des informellen Marktes untersucht er, auf welche Weise die translokalen und netzwerkartigen Handlungs- und Verortungsstrategien von migratorischen Kulturen nicht nur eine inhärente Paradoxie der Globalisierung, sondern auch eine leitbildgebende Figur in der Materialisierung der neuen Kulturen Europas darstellen.
Helge Mooshammer lehrt und forscht im Bereich Visuelle Kultur am Institut für Kunst und Gestaltung der Technischen Universität Wien. Seit 2006 Projektleiter des FWF-Projekts "Relationale Architektur". Seit 2005 Research Associate des EU-Projekts "Networked Cultures" am Goldsmiths College der University of London. Gastlehre an der Kunstuniversität Linz, am Goldsmiths College, London, und der Merz Akademie, Stuttgart.
u. a.: gem. mit Peter Mörtenböck (Hg.), Networked Cultures (erscheint 2008); Cruising: Architektur, Psychoanalyse und Queer Cultures, Wien 2005; gem. mit Peter Mörtenböck (Hg.), Visuelle Kultur: Körper-Räume-Medien, Wien, Köln 2003.