Modernität und Trauma (1900-1930)
Die Aktualität des Trauma-Begriffs ist unübersehbar, und nach den Gründen zu fragen scheint am Ende eines Jahrhunderts beispielloser Destruktivität und Gewalt fast zynisch. Aber die Frage ist nicht, warum er heute aktuell ist, sondern warum er es erst heute wieder ist. Als überwältigender Einbruch eines Realen, auf den die Psyche erst nach einer Latenzphase reagiert, eignet dem Trauma eine Struktur, an die poststrukturalistische und dekonstruktivistische Theorien sich anbinden lassen; mehr noch, die diesen den Stempel des Authentischen aufzuprägen scheint. Diese Anbindung hat gravierende Konsequenzen, denn sie ermöglicht die Entgrenzung des Trauma- und das heißt in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, des Holocaust zum Modell der Geschichte schlechthin. Vor dem Hintergrund dieser Entgrenzung wird versucht, die Genese des Trauma als Konzept der Erfahrung und Imagination von Modernität zu rekonstruieren.
Priv.-Doz., Dr., studierte Germanistik, Geschichte, Anglistik und Amerikanistik und Philosophie in Tübingen sowie Skandinavistik und Philosophie in Oslo; Forschungsaufenthalte in Berkeley und Berlin. Mülder-Bach war 1996 Gastprofessor am German Department der Columbia University, New York, und ist derzeit Mitglied des wissenschaftlichen Unterausschusses der Deutschen Schillergesellschaft.
Sie publizierte neben zahlreichen Aufsätzen die Monographien Siegfried Kracauer- Grenzgänger zwischen Theorie und Literatur. Seine frühen Schriften 1913-7933. (Stuttgart: Matzler 1985); Im Zeichen Pygmalions. Die lebendige Statue und die Entdeckung der ,.Darstellung" im 18. Jahrhundert (München: Fink 1997).