Philosophie der Psychologie und ästhetische Fragen bei Wittgenstein und Musil
Die Romane Robert Musils und die Schriften des späten Wittgenstein zeugen von einem gemeinsamen Interesse sowohl für die Philosophie als auch für die Psychologie, und insbesondere für die Arbeiten der Gestaltpsychologie. Musil mißt ihnen nicht nur theoretische Bedeutung zu, er erkannte auch den Nutzen, den er aus ihnen ziehen konnte für die ästhetischen Fragen, die im Mittelpunkt seines Werkes stehen. Ebenso verhält es sich mit Wittgenstein, der ihnen einen Gutteil seiner Inspiration im zweiten Teil seiner philosophischen Arbeit verdankt. Man kann mit gutem Grund annehmen, daß dieses Interesse für die von der Gestaltpsychologie untersuchten Phänomene in jedem Fall über eine einfache, flüchtige und oberflächliche Konvergenz hinausgeht. Die Texte des späten Wittgenstein sind in hohem Maße an die Anregungen angelehnt, die er aus ihnen erhielt, und die Überlegungen, die er mitunter über ästhetische Fragen anstellte, sind nur selten nicht in Übereinstimmung mit diesen Arbeiten.
Jean-Pierre Cometti, geb. 1944, Philosoph, Professor für Philosophie der Universite de Provence, Mitglied des Comite scientifique de la "Revue Internationale de Philosophie". Er befaßt sich vor allem mit Philosophie und Literatur, Wittgenstein und Musil.
u. a.: Robert Musil: de Törless à L'homme sans qualités, P. Mardaga, Bruxelles, 1986, 276 p. "Le pragmatisme", in M. Meyer, La philosophie anglosaxone, PUF, 1994. "Literature, Rhetoric and Philosophy", in: Argumentation Vol. 6, n. 4, Kluwer Publishings, 1993. "Frontières du langage, frontières de la philosophie", in: Revue Internationale de Philosophie, février 1993.