Cutting
Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens stehen die Tätigkeit des Schneidens und die Ästhetik des Schnitts. Die Handhabe von Messern und Scheren gewährleistet die kontrollierte Zerlegung, Gliederung und gegebenenfalls Darstellung eines Körpers oder einer Fläche, und sei es um den Preis des Lebens. Der Schnitt will das Verwachsene, Unregelmäßige und Unübersichtliche unter die Herrschaft eines willkürlichen, planimetrischen und reduktiven Umrisses bringen. Zugleich aber dient der Schnitt als Metapher der Trennung und der Bedeutungskonstitution. Der Eintritt in die symbolische Ordnung wie der Prozeß der Traditionsverweigerung werden gleichermaßen als "Beschneidung" bzw. "Einschnitt" erfahren. Aus diesem Blickpunkt soll die Ästhetik der Schnittstelle bzw. Schnittlinie rekonstruiert werden. Ästhetische Praktiken des Schneidens werden auf kulturelle Praktiken des Schneidens bezogen, diese in jenen gespiegelt. Anatom, Chirurg, Schneider, Kürschner, Mörder, Metzger, Cutter und Künstler treten in Konstellation.
Assistenzprofessorin am Institut für Germanistik, Universität Wien
Zuletzt: Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der "großen Szene" in der Tragödie des 19. Jahrhunderts (Freiburg 2002) = Reihe Litterae; im Druck