Letzte Sätze. Produktionsweisen des Endes in der österreichischen Literatur
Am Schluß literarischer Werke erfährt der Akt der Sinngebung eine besondere Zuspitzung. Am Ende steht der Sinn des Ganzen auf dem Spiel; die Ambivalenzen des Aufhörens, Nicht-Aufhören-Könnens oder Aufhören-Müssens strahlen auf den Text und seine Inhalte zurück. Die Art und Weise, in der ein Stück Literatur endet, läßt sich dabei selbst als eine Aussage über das Enden verstehen. Dieser Aussage kommt eine besondere interpretatorische Relevanz in Texten zu, die sich auch thematisch mit dem Ende beschäftigen. Zwischen dem Ende des Textes und dem, was der Text über das Ende aussagt, kommt es zu Interferenzen, Widersprüchen und/oder Übereinstimmungen. Hier bieten sich Einstiegsmöglichkeiten für eine Lektüre, die nach der internen Struktur und den produktionsästhetischen Voraussetzungen literarischer Texte fragt: Schließlich will man wissen, wie Autoren und Autorinnen das Ende ihrer Werke geplant und konkret umgesetzt haben, bzw. welche Kräfte einer solchen Beendigung im Wege gestanden sind.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Österreichischen Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek, Lektor am Institut für Germanistik, Universität Wien
Zuletzt: gem. mit Klaus Reichert und Marcel Beyer (Hg.): "Friederike Mayröcker: Gesammelte Prosa", 5 Bde. (Frankfurt a. M. 2001); Hg. von "Ödön von Horváth: Himmelwärts und andere Prosa aus dem Nachlaß" (Frankfurt a. M. 2001)