Die Generierung des lesenden Blicks in der altägyptischen Kultur. Medienevolution im Wechselspiel von Schrift und Bild
Verbunden mit gravierenden ökonomischen und sozialen Veränderungen ist für das späte 4. und frühe 3. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten eine Medienevolution festzustellen, die bis in unsere Gegenwart fortwirkt. Besonders ist dabei an die Herausbildung der Schrift zu denken, doch betrifft dies auch die Prägung der älteren Bildlichkeit sowie andere Codes der Kommunikation. Im Zentrum des Projekts steht das schriftanaloge Phänomen der Sequenzialisierung des Blicks, kenntlich an der Einteilung eines Bilds in Register, Registerinien und der Prägung fester ikonografischer Forme(l)n. Diese Elemente sind aus der Zeit um die Herausbildung der Frühschrift erstmals zu belegen, und zwar in der herrschernahen Machtkunst. Dies ist als hochkulturelle Schulung des Blicks zur Schrift zu interpretieren, wobei die These zu prüfen ist, wie weit verbunden mit der Herausbildung der Schrift ein spezifischer lesender Blick entwickelt wurde. Die Sequenzialisierung des Blicks erlaubte es, Darstellungen von Narrativität und Zeitlichkeit eindeutiger zu markieren. Empirisches Material zur Untersuchung dieses Phänomens bieten z. B. Prunkkeulen, Messergriffe, Schminkpaletten und andere Monumente der Zeit um 3000 v. Chr.
Heisenberg-Stipendiat der DFG
U. a.: Beiträge zur Schriftlichkeitskultur im Mittleren Reich und in der Zweiten Zwischenzeit, Reihe Ägypten und Altes Testament, 29, Wiesbaden 1996; (gem. mit E. Bosshard-Nepustil), Herrscherpräsentation und Kulturkontakte: Ägypten – Levante – Mesopotamien. Acht Fallstudien, Reihe Alter Orient und Altes Testament, 148, Münster 2003; Bild-Buchstaben und symbolische Zeichen. Die Herausbildung der Schrift in der hohen Kultur Altägyptens, Reihe Orbus Biblicus et Orientalis, Freiburg/Göttingen 2004; Sinn und Spiel der Zeichen. Visuelle Poesie im Alten Ägypten (erscheint in der Reihe Pictura et Poiesis, Köln/Weimar/Wien); Geschichte(n) der Zeit der Regionen (Erste Zwischenzeit) im Spiegel der Gebelein-Region. Eine fragmentarische dichte Beschreibung (erscheint in der Reihe Probleme der Ägyptologie bei Brill, Leiden).