Fotografie zwischen Modernität und Restauration: Karl Paweks Kulturzeitschrift "magnum" im Wiener Kontext der 1950er Jahre
Massenkultur und Bilderflut waren gängige Schlagworte, mit denen die Kulturkritik nach 1945 vor der Gefahr einer zunehmenden geistigen Verflachung der Gegenwart zu warnen versuchte. "magnum" hingegen setzte bewußt auf diese beiden Faktoren und verschrieb sich dem Massenmedium Fotografie als adäquatem Ausdrucksmittel des "optischen Zeitalters" (Karl Pawek). Konsequenterweise führte dies zu einer spezifischen Bildästhetik und zu einer eigenständigen Bildersprache in "magnum", die auf eine visuelle Vermittlung der Moderne abzielte. Aus dem neuartigen Umgang mit dem Massenmedium Fotografie leitete die Kulturzeitschrift "magnum" nicht zuletzt ihren Anspruch auf Modernität ab, der auch in ihrem durchaus programmatisch zu verstehenden Untertitel "zeitschrift für das moderne leben" zum Ausdruck kommt. Wie allerdings die Moderne in "magnum" beschaffen ist, bildet die zentrale Fragestellung dieses Forschungsprojektes. Zu deren Beantwortung soll eine Verortung der Zeitschrift innerhalb des spezifischen Wiener Umfeldes ihres Herausgebers, Karl Pawek, stattfinden, um "magnum" als Produkt lokaler Diskurse und intellektueller Positionen (z. B. Friedrich Heer, Karl Bednarik, Hans Sedlmayr) der 1950er Jahre zu begreifen. Dabei wird vor allem der Einfluß von christlichem Gedankengut für die inhaltliche Ausrichtung von "magnum" hervorzuheben sein. Denn Karl Paweks tiefe Religiosität, seine Affiliation mit dem österreichischen Linkskatholizismus und sein letztendlich christlicher Entwurf der Moderne bilden sowohl das Ferment seiner Foto- und Kulturtheorie als auch die Grundlage für seine Konzeption von "magnum".
Mag. phil., geboren 1973 in Mannheim, Studium der Kunstgeschichte in Wien, Paris und Budapest
Sozialdokumentation und Narrativisierung. Der Lichtbildervortrag "Durch die Wiener Quartiere des Elends und des Verbrechens", in: Fotogeschichte 74 (1999), S. 35–44; Der Beethovenfries – Provenienz- und Ausstellungsgeschichte, in: Gustav Klimt, Beethovenfries/Secession (Wien 2002), S. 49–67; Burda Fashions – A Wish That Doesn’t Have to Be Wishful Thinking: Home-Dressmaking in Austria 1950–1970, in: cultural studies 16 (2002) 6, S. 848–862