Schwarm & Anarchie. Untersuchungen zur konzeptionellen Verschränkung zoologischer und politologischer (Un)Ordnungsfigurationen in der griechischen Antike
Mit meinem Dissertationsprojekt („Von Menschen und politischen (Un)Tieren. Die Rede vom ,tierhaften Leben‘ in Kulturtheorie und politischer Sprache der griechischen Klassik“) untersuche ich, inwiefern zoologische Deutungssysteme und Argumentationsweisen den politischen Diskurs der griechischen Klassik prägen konnten. Man denke hier nur an die populäre taxonomische Beziehung zwischen (herrschenden) „Menschen“ und (zu beherrschenden) „tierischen Wesensarten“. Vor allem anhand der vielfältigen antiken Urzustandsnarrative soll dabei das kulturanthropologische Substrat klassischer Herrschaftsdiskurse herausgearbeitet werden, wie es in „abendländischer“ Tradition auch heute noch eine große Wirkmacht besitzt. Während des Aufenthaltes am IFK will ich mich innerhalb dieses Rahmenthemas konkret dem Schwarm widmen. Die Frage lautet: Inwiefern konnte diese spezifisch „animalische“ Organisationsform bereits in der Antike als Sinnbild politischer (Un)Ordnung gedeutet und funktionalisiert werden?
Martin Gronau studierte Gymnasiallehramt für die Fächer Geschichte, Gemeinschaftskunde und Altgriechisch an den Universitäten Dresden und Siena. Er schloss seine Studien mit einer politologischen Forschungsarbeit zu den „Theorien des Verfassungswandels bei Herodot, Thukydides und Polybios“ ab. Gefördert vom Internationalen Graduiertenkolleg „Politische Kommunikation von der Antike bis ins 20. Jahrhundert“, begann er sodann sein binationales Promotionsstudium (co-tutelle de thèse) im Fach Alte Geschichte (und Altorientalistik) an den Universitäten Innsbruck und Frankfurt/Main, bereichert durch einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt an der Universität Pavia.
Primitives Essen? Überlegungen zum kulturanthropologischen Beigeschmack klassischer Menschenfresserei, in: Sebastian Fink und Friedrich Pöhl (Hg.), Kannibalismus. Eine anthropologische Konstante? Wiesbaden 2014; Zur (Un)Kultur des (Un)Politischen, oder: Demokratiekritik in der politischen Sprache der griechischen Klassik, in: Timo Heimerdinger, Eva-Maria Hochhauser, Erich Kistler (Hg.), „Gegenkultur “, Würzburg 2013, S. 105–145.
Das Projekt zur »Philologie der Physiker«, das Martin und Magdalena Gronau gemeinsam konzipiert haben, wurde von der VW-Stiftung mit einem Freigeist-Fellowship über mindestens fünf Jahre gefördert. Ihre Forschungen sollen am Berliner Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung angesiedelt werden.
Das IFK gratuliert seinen ehemaligen IFK_Junior Fellows auf das Herzlichste!
Die antike Zoologie kennt Menschen, Vögel, Bienen, Ameisen und Fische. Martin Gronau fragt: Kennt sie auch den Schwarm? Und falls ja: Was versinnbildlichte er? Wie ließ er sich metaphorisch gestalten? Welche Funktion erfüllte er in den soziopolitischen Diskursen der klassischen Antike?