Raum und Prostitution
Eine Kurzstudie über Prostitution in Wien soll über die machtvollen Aushandlungen räumlicher Arrangements in der Stadt und ihre Verknüpfung mit Geschlechterverhältnissen Auskunft geben. Sie ist Teil eines Städtevergleichs zur Prostitution mit dem Ziel, ein theoretisches Verständnis des Verhältnisses von Macht und Raum zu erreichen, welches Geschlecht, Ethnizität und Klasse als systematische Dimensionen berücksichtigt und dabei Raum nicht auf banale Territorialität verkürzt.
Das Forschungsfeld Prostitution eignet sich, um sowohl die alltäglichen Plazierungskämpfe als auch die institutionalisierten Raumregime zu untersuchen. Die Ausgangsannahme ist folgende: Die Konstitution räumlicher Arrangements in Städten basiert auf komplexen Aushandlungsprozessen, bei denen die AkteurInnen der Stadtplanung als ExpertInnen für die Organisation des Räumlichen in Kooperation mit PolitikerInnen soziale Ordnung über Raum herstellen wollen; dies stößt jedoch auf vielfältige alltagskulturelle Praktiken, die sich staatlicher Kontrolle widersetzen. Zu diesen Praktiken gehören sowohl spezifische Stadtkulturen im Umgang mit Raum als auch alltägliche spacings unterschiedlicher Milieus.
Prostitution ist ein Feld, in dem räumliche (An-)Ordnungen zentrale Strukturierungskraft haben und daher stets umkämpft sind; diese Kämpfe verlaufen sehr unterschiedlich, insofern ist der Blick auf die Eigenarten der Städte zentral. So setzen sich in verschiedenen Städten (Stadtteilen) unterschiedliche räumliche Lösungen von vollkommener Abschließung gegenüber Frauen, die sich nicht prostituieren, bis hin zu subkultureller Durchmischung, von Sperrgebietsverordnungen bis zu zentralen Bahnhofsvierteln durch. An ihnen lassen sich die differenten Effekte der Raum-Macht-Politik studieren. Bei der Durchsetzung spezifischer räumlicher Arrangements sind auch die Planungsdezernate unterschiedlich erfolgreich. Über die Rekonstruktion der Entscheidungsprozesse können Stadtkulturen untersucht werden.
Methodisch sind Ortserkundungen, ExpertInneninterviews sowie Dokumentenanalysen geplant.
Professorin für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt
U.a. Raum ergreifen. Alleinwohnende Frauen zwischen Arbeit, sozialen Beziehungenund der Kultur des Selbst (Bielefeld 1993); Raumsoziologie (Frankfurt/M. 2001); mitRegina Siemers: Kindheit und Geschlecht