Regierungswissen und Literatur. Untersuchungen zur deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts
Utopia" von Thomas Morus erscheint im Jahr 1516. Dieser Text kann wie kaum ein anderer als Gründungstext einer Gattung gelesen werden. Die Berichte von fiktiven Gemeinwesen folgen in den nächsten 200 Jahren dem von Thomas Morus etablierten Schema der Erzählung von einem im Verborgenen existierenden Inselstaat. Im 18. Jahrhundert breitet die utopische Literatur eine Formenvielfalt aus, an deren Kreuzungspunkten Robinsonaden, Staatsromane, Gelehrtenrepubliken oder die ersten literarischen Zeitreisen stehen. An die Stelle der Statik der Inselwelt Utopias tritt die Erzählung der geschichtlichen Entwicklung fiktiver Gemeinwesen. Michael Dominik Hagel unternimmt eine Neulektüre dieses Geflechts von Raum- und Zeitutopie. Dabei interessiert ihn vor allem das Zusammenspiel von utopischer Literatur mit ökonomischen und politischen Diskursen. Er geht der Frage nach, wie sich in den utopischen Texten der Aufklärungsepoche eine Geschichte des Regierens festschreibt und wie sich im Zusammenspiel von politischem und ökonomischem Wissen, literarischen Chronotopoi und Buchmarkt die epistemologischen Konfigurationen moderner Staatlichkeit herausbilden.
Michael Dominik Hagel studierte Germanistik und Geschichte in Wien und Berlin und ist Doktorand am Institut für Germanistik der Universität Wien. Im Jahr 2008 war er Forschungsstipendiat der Universität Wien.
Republic und Capital-Vestung. Aufzeichnungen zu Wirtschaft und Gesellschaft in Johann Gottfried Schnabels ?Wunderliche FATA?, in: KulturPoetik 9 (2009) H. 1.