Mischungsverhältnisse. Naturwissenschaftliche Konzepte in der Literatur des 13. Jahrhunderts
Wie eng sind Wissenschaft und Literatur miteinander verzahnt?Ausgehend von der These, dass zeitgenössisches Allgemeinwissen auch die Literatur prägt und sich ein naturphilosophischer Paradigmenwechsel nicht nur in wissenschaftlichen Texten wieder finden lässt, setzt sich Michaela Wiesinger in ihrem Forschungsprojekt das Ziel, die Punkte der Vernetzung von Literatur und Naturwissenschaft in Texten des 13. Jahrhunderts auszumachen und die Frage nach Funktion und wissenspoetologischer Relevanz dieses naturphilosophischen Wissens innerhalb literarischer Texte zu beantworten.Im Vordergrund stehen dabei die Überlegungen zur Elementenlehre, den daraus hervorgegangenen Gebieten der Medizin und der Kosmologie und deren Rezeption im Westeuropa des 13. Jahrhunderts, das durch den Übergang von platonischem zu aristotelischem Wissen geprägt ist. Es wird den Fragen nachgegangen, wie sehr naturphilosophisches Wissen und Literatur einander bedingen und inwieweit gelehrtes Wissen das Verständnis schwieriger Texte und Textpassagen erleichtern kann.
Michaela Wiesinger ist Assistentin in Ausbildung am Institut für Germanistik (Ältere deutsche Literatur) der Universität Wien (derzeit freigestellt). Von 2007 bis 2008 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt. Sie studierte Physik und Germanistik an der Universität Wien und am University College London.
gem. mit Constanze Drumm (Hg.), Tagungsband zur interuniversitären Sommertagung für Absolvierende der Germanistik 2009 [in Vorbereitung]; darin: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Elemente und ihre Verbindung zur Naturwissenschaft im „Welschen Gast“ des Thomasîn von Zerclaere; Erotik in Frauenlobs „Marienleich“. Sexualmetaphorik und erotische Bildsprache, in: Danielle Buschinger (Hg.), Erotisme et sexualité dans les littératures. Actes du colloque Amiens 2009 [im Druck].
Dass Gelehrtenwissen noch keine Geisteskrankheit ist, Metaphern nicht unverständlich sein müssen und dass es noch niemandem geschadet hat, ein kleines bisschen verrückt zu sein, zeigt Michaela Wiesinger in ihrem Vortrag über Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob.