Die East India Company und der Opiumbauer. Die Kommerzialisierung einer Droge in Nordindien, 1799–1839
Entlang des Ganges, zwischen Agra und Kalkutta, wurden unter der Ägide der East India Company bis zu 7.000 Tonnen Opium jährlich produziert und nach China exportiert. Das entspricht etwa der aktuellen weltweiten Produktion.Die Droge wurde zu einer der wichtigsten Einnahmequellen der britisch-indischen Regierung. Mit keiner anderen Ware konnten solche Gewinne erzielt werden. Hunderttausende Bauern pflanzten im Auftrag der britischen Handelsgesellschaft Schlafmohn auf ihren eigenen Feldern. Zu Saisonende lieferten sie ihren Ertrag an die Opiumfabrik, wo die zähe Masse zu rauchfertigen Kugeln verarbeitet wurde.
Wie schafften es die Briten so viele Bauern für sich zu gewinnen? Die Bezahlung war gering, der Anbau von Schlafmohn nicht lukrativ. Rolf Bauer sucht die Antwort in der Gesellschaftsstruktur des ländlichen Indiens. Das Kastensystem könnte der East India Company geholfen haben, die Agrarproduzenten Indiens zu kontrollieren.
Rolf Bauer hat sein Diplomstudium im Fach Internationale Entwicklung mit Schwerpunkt „Global Economic History“ abgeschlossen. Er besuchte mehrmals den indischen Subkontinent und forschte 2011 am National Archive of India, New Delhi. Bis zum Antritt seines IFK_Fellowships war er zudem Sozialarbeiter.
Die indische Bäuerin Diti, die Protagonistin in Amitav Ghoshs Roman „Das mohnrote Meer“ (2008), schuftet am Oberlauf des Ganges für den englischen Opiumhandel. Obwohl andere Feldfrüchte wie Weizen, Linsen oder Gemüse viel nützlicher für sie wären, pflanzt sie jeden Winter Schlafmohn auf dem kleinen Feld vor ihrem Haus an. Rolf Bauer fragt, warum.