Chiaro - Scuro.E. T. A. Hoffmanns Poetisierung des Medialen zwischen aufgeklärter Wissenspoetik und obskurer Phantasmagorie
Zu den bedeutendsten Untersuchungsfeldern innerhalb der Kultur- und Literaturwissenschaften der letzten Jahre zählt das ausgeprägte Forschungsinteresse für die notorische Epochenschwelle um 1800, in der die kulturellen Praktiken von Naturwissenschaft, Ästhetik und Poesie teilweise miteinander vernetzt waren. Trotz dieser wichtigen kultur- und literaturwissenschaftlichen Untersuchungen und Neuansätze ist jedoch ein entscheidender Komplex noch weitgehend unerforscht, dessen Aufarbeitung ein grundlegendes Desiderat der Romantikforschung wie auch der Wahrnehmungs- und Medientheorie darstellt und somit den Ausgangs- und Zielpunkt meines Projekts definiert. Dabei handelt es sich um die kritisch-produktive Rezeption wahrnehmungs- und medientheoretischer Diskurse und deren vielfältige Weiterentwicklung durch die Autoren der deutschen Romantik, besonders durch E. T. A. Hoffmann.Bei den an naturwissenschaftlichen Debatten und technischen Entwicklungen von "neuen Medien" hochinteressierten Autoren der Romantik gilt es, die Frage zu beantworten, inwiefern wahrnehmungstheoretische Diskurse zwischen naturwissenschaftlichem und literarischem Feld in ihren Erzählsammlungen und Romanen in Szene gesetzt werden. Ferner soll untersucht werden, wie sie Defizite des empirischen Wissenschaftsbetriebs thematisieren und gegenüberstellen, um so die Differenzen zwischen den kulturellen Praktiken der Naturwissenschaft und Poesie aufzuzeigen. Somit stellt sich die Frage, inwiefern optische Instrumente (Fernrohr, Spiegel, Laterna magica, Camera obscura, Mikroskop), geometrische Darstellungsverfahren (Zentralperspektive, Anamorphose) und elektrotechnische Apparate (Elektrisiermaschine, Leidener Flasche) nicht Ausdruck, sondern Voraussetzungen für Wahrnehmungsveränderungen um 1800 sind, die ihrerseits wiederum narrative Verfahren maßgeblich modifizieren.
U. a.: J. G. Seume - J. C. Reinhart - C. L. Fernow: Rom, Blicke, in: Johann Gottfried Seume - "Der Mann selbst" und seine "Hyperkritiker". Vorträge der Colloquien zu Johann Gottfried Seume in Leipzig und Catania 2002, Bielefeld 2004, S. 243-260; "[...] auf einer neuen Wanderung begriffen". Literarisierte Raumkonzeptionen in Johann Gottfried Seumes "Spaziergang nach Syrakus" und "Mein Sommer 1805", in: Jörg Drews (Hg.), (Titel N. N.), Bielefeld 2006 (im Druck).