Entzauberung der Moderne - Leo Strauss zwischen Marburger Hermeneutik und erneuertem Konservativismus
Leo Strauss (1899-1973), der mythenumrankte Gründer einer der einflussreichsten Schulen politischen Denkens der Gegenwart, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit zur politischen Ideengeschichte. Mit seiner im Spannungsfeld von Religion und Politik operierenden, hoch elaborierten, antiliberal-elitär-konservativen Kritik der Aufklärung und der Moderne übt er eine ganz besondere Anziehungskraft aus in den seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes neu aufgebrochenen kulturellen Kämpfen um die Legitimität des liberalen Projekts des ""Westens"". Stephan Steiner geht von der These aus, dass zentrale Motive der von Strauss entfalteten, heute vielfach aufgegriffenen Kritik am Liberalismus, seiner ""anti-westlichen"" Verurteilung der Aufklärung und der spezifischen, gegenmodernen Instrumentalisierung von Religion und Politik ihren Ursprung in den Diskursen einer deutschen Kritik am Westen haben, die während der Weimarer Republik ihren Höhepunkt erreichte. Aus einer historischen Aufarbeitung dieser Zusammenhänge und ihrer Transformationen soll deshalb ein geschärfter Blick für das Verstehen gegenwärtiger Konfliktkonstellationen und ihrer Argumentationslogik gewonnen werden.
Stephan Steiner studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Tübingen und Paris. Er promoviert am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt. Seit dem Wintersemester 2006 ist er dort Kollegiat. Davor arbeitete er als Buchhändler, als Mitarbeiter in einem deutsch-französischen Forschungsprojekt zur Globalisierung und als Fremdsprachenlektor.
(u. a.): Gegenstrebige Freundschaften. Leo Strauss zwischen Gerhard Krüger und Karl Löwith, in: Matthias Bormuth, Ulrich von Bülow (Hg.), Marburger Hermeneutik zwischen Tradition und Krise, Göttingen 2008; Neoaristotelische Ethik oder antihumanistischer Affekt? Leo Strauss' Verhältnis zu den frühen Vorlesungen Martin Heideggers, in: Matthias Flatscher (Hg.), Neue Stimmen der deutschsprachigen Phänomenologie, Series post scriptum - OPO, 2008 (www.zetabooks.com/post-scriptum-opo.html); Skepsis und Destruktion. Friedrich Nietzsche im Bilde Karl Löwiths, in: Sandro Barbera, Renate Müller-Buck (Hg.), Nietzsche nach dem ersten Weltkrieg, Pisa 2007, S. 265-287; Erinnern und Leben. Versuch zum Ort des Erinnerns bei Jean Améry, in: Matthias Bormuth, Susan Nurmi-Schomers (Hg.), Kritik aus Passion. Studien zu Jean Améry, Göttingen 2005, S. 27-40.