Das „Auge des Denkens“. Grundlinien visueller Epistemologie am Beispiel der Diagrammatik
Räumliche Ordnungsstrukturen in Gestalt diagrammatischer Inskriptionen spielen eine besondere Rolle für unsere Wissenskulturen. Trotz der phänomenalen Verschiedenheit und funktionellen Vielfalt dieser graphischen Artefakte wie Schriften, Diagramme und Karten, teilen diese wichtige Eigenschaften und Funktionen. Worin bestehen diese? Wie können diagrammatische Inskriptionen als ein epistemologisches Kulturgut ausgewiesen werden? In der Interaktion von Punkt, Strich und Fläche im Wechselspiel von Auge, Hand und Geist, bildet sich nicht nur ein Darstellungsmedium aus, sondern auch ein Experimentier- und Denkraum. Die Zwischenwelt des Graphismus bildet ein einzigartiges Verbindungsglied zwischen Denken und Anschauung, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Planung und Ausführung. Worin also besteht die Erkenntniskraft der Linie?
Sybille Krämer ist Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin und Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs 1458 „Schriftbildlichkeit. Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen“. Sie ist Projektleiterin im Sonderforschungsbereich „Kulturen des Performativen“. Von 2000 bis 2006 war sie Mitglied im Wissenschaftsrat und von 2005 bis 2008 Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin wie auch Gutachterin im Panel des European Research Council.
(u. a.): hg. mit Elke Koch, Gewalt in der Sprache. Rhetoriken verletzenden Sprechens, München 2010; Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität, Frankfurt 2008; gem. mit Gernot Grube und Werner Kogge, Spur. Spurenlesen als Orientierungstechnik und Wissenskunst, Frankfurt 2007; gem. mit Doris Kolesch (Hg.), Stimme, Frankfurt 2006; mit Gernot Grube und Werner Kogge, Schrift. Kulturtechnik zwischen Auge, Hand und Maschine, München 2005; gem. mit Horst Bredekamp (Hg.), Bild, Schrift, Zahl, München 2003, 2. Auflage; Sprache, Sprechakt, Kommunikation, Frankfurt 2001, 2. Auflage; (Hg.), Medien Computer Realität. Wirklichkeitsvorstellungen und Neue Medien, Frankfurt 1998, 4. Auflage.
Topografische Ordnungen machen „Gedankendinge“ anschaubar und handhabbar. In der Interaktion von Punkt, Linie und Fläche entsteht nicht nur ein Darstellungsraum, sondern auch ein Experimentier- und Denkraum. Worin liegt das Geheimnis der kognitiven und orientierenden Leistungen des Graphismus? Worin wurzelt die Erkenntniskraft der Linie? Diese Fragen erörtert die an der Freien Universität Berlin tätige Philosophin Sybille Krämer.