Macht vor Ort. Mikrohistorische Studien zu neun Ortsbauernschaften im NS-Regime
Auf Basis eines außergewöhnlich dichten Quellenbestandes, den vollständig überlieferten Hofakten des Reichsnährstandes aus neun Gemeinden innerhalb des Kreises Neunkirchen (Reichsgau Niederdonau), untersucht dieses Dissertationsprojekt Machtbeziehungen im ländlichen Raum. Den Ausgangspunkt dieses Vorhabens bildet eine Analyse des Wucherns von Aufzeichnungsapparaten im NS-Regime, die ländliche Räume in neuer Intensität erfassten. Das Projekt stellt Fragen nach den Funktionen dieser Akten, die sie in der Realität, auf die sie antworteten, erfüllten. Dabei geraten Strategien und Taktiken der einzelnen Menschen in den Fokus, die, indem sie auf andere Handlungen einwirkten, ein heterogenes Netz an Beziehungen rekonstruierbar machen.
Ulrich Schwarz studierte Geschichte in Graz und Wien. Seit 2009 ist er Projekt- und Institutsmitarbeiter am Institut für Geschichte des ländlichen Raumes in St. Pölten und Doktorand an der Universität Wien.
(u. a.): Politisieren, Vermarkten, Anpassen. Formationen des Agrarmediendiskurses im Österreichischen Bauernbündler 1950-1981, in: Historische Anthropologie, 20/3, 2012; Bild(er) des Bauern in der österreichischen Agrarpresse. Der Bauer als Objekt von Diskursen in Publikationen des Niederösterreichischen Bauernbundes von der Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre, in: Daniela Münkel und Frank Uekötter (Hg.), Das Bild des Bauern. Internationale Perspektiven, Göttingen 2012; Die Tagesaufschreibungen der Theresia Vogt. Von der Verwandlung einer Buchführung im ländlichen Niederösterreich (1945–1950), in: Christa Hämmerle und Li Gerhalter (Hg.), Frauentagebücher im 20.Jahrhundert, L’Homme Schriften 22, Köln/Weimar /Wien 2012 (im Erscheinen).
Anhand von Dossiers, die lokale Stellen des Reichsnährstandes zu BesitzerInnen landwirtschaftlich nutzbarer Flächen anlegten, behandelt Ulrich Schwarz Fragen nach Machtbeziehungen in ländlichen Gemeinden während des NS-Regimes.