Die Kunst des Kalten Krieges
Dieses Projekt analysiert, wie die Bindung der bildenden Kunst an die Wissens- und Technikgeschichte der Zeit sie in den Systemwettstreit involviert und zu einer Kunst des Kalten Krieges gemacht hat. Untersucht werden: die institutionalisierte Zusammenarbeit von Künstlern mit Wissenschaftlern und Ingenieuren; die unterschiedlichen Entwürfe einer Ästhetik für das Zeitalter, das den Beginn der Wissensgesellschaft markiert; die Neubestimmung der künstlerischen Tätigkeit im Verhältnis zu industrieller Arbeit und zu wissenschaftlicher Forschung. Das Projekt rekonstruiert dabei einen verdrängten Teil der Geschichte der Hoffnungen, die sich heute wieder mit Zauberworten wie dem von der „künstlerischen Forschung“ verknüpfen, und hofft, nicht nur einen Beitrag zur Geschichte der Wissensgesellschaft und dem Erbe, das sie aus dem Kalten Krieg empfangen hat, zu leisten, sondern auch zu einer kritischen Geschichtsschreibung der Verbindungen zwischen Wissenschaft und Kunst beizutragen.
Vera Wolff ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit November 2011 als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich. Zuvor war sie u. a. Mitarbeiterin des Baseler NCCR Bildkritik eicones und wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-Projekts „Archiv zur Erforschung der Materialikonographie“ am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg, wo sie 2012 nach dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Neueren deutschen Literatur mit einer Arbeit zur westlichen Rezeptions- und Diskursgeschichte japanischer Kunst ("Die Rache des Materials. Eine andere Geschichte des Japonismus") promoviert wurde. 2014 war sie Research Fellow am IFK und seit 2015 ist sie assoziiertes Mitglied des Zürcher Zentrums "Geschichte des Wissens". Ihre Forschungsinteressen betreffen insbesondere die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, das Verhältnis von Wissenschaft, Kunst und Technik, die Geschichte und Theorie der Kunstgeschichtsschreibung sowie materialikonografische und wahrnehmungshistorische Fragen.
(u. a.): Die Rache des Materials. Eine andere Geschichte des Japonismus, Zürich/Berlin 2015; Not the real thing at all. Zur Übersetzung künstlerischer Techniken am Beispiel der japanischen Ölmalerei, in: gem. mit Anika Keinz und Klaus Schönberger (Hg.), Kulturelle Übersetzungen, Berlin 2012, S. 67–96; Polkografien. Über die Schwierigkeit, eine Biografie des Zeitgenossen Sigmar Polke zu verfassen, in: Dietmar Rübel und Petra Lange Berndt (Hg.): Sigmar Polke. Wir Kleinbürger! Zeitgenossen und Zeitgenossinnen. Die 1970er Jahre, Köln 2009, S. 438–446; gem. mit Dietmar Rübel und Monika Wagner (Hg.), Materialästhetik. Quellentexte zu Design, Kunst und Architektur, Berlin 2005.
Was war die Kunst des Kalten Krieges? Das „American Action Painting“, vom CIA gefördert und in Gestalt Jackson Pollocks zum Emblem westlicher Freiheit stilisiert? Oder abstrakte Kunst, mit der man im Westen an die Tradition der Klassischen Moderne, des Bauhauses und des Russischen Konstruktivismus anzuknüpfen versuchte?