Intermediale Erinnerungskonstruktionen: Erinnerungskultur und Film im Kontext des portugiesischen Kolonialkriegs
Das Forschungsprojekt „Intermediale Erinnerungskonstruktionen“ befasst sich auf interdisziplinäre und intermediale Weise mit Möglichkeiten der Konstruktion von Erinnerung und ihren Auswirkungen auf die Identitätsbildung von Kollektiven und Nationen in audiovisuellen Medien. Anhand des portugiesischen Filmschaffens zur Thematik des Kolonialkriegs soll der Bereich der nationalen Identität und die Frage danach, wie ein einschneidendes Ereignis wie der Verlust aller Kolonien Selbstzuschreibungen und nationale Mythen Portugals beeinflusst, erörtert werden. Gleichzeitig soll den Möglichkeiten filmischer Inszenierungen von Erinnerung und Prozessen der Memoria nachgegangen werden. Als thematische Schwerpunkte kristallisieren sich innerhalb des Filmkorpus so der kritische Umgang mit offizieller Historiografie sowie der Versuch einer Aufarbeitung der kolonialen Geschichte heraus. Zum anderen rückt die Entlarvung der diskursiven Mechanismen, die zu dementsprechenden nationalen Anstrengungen führen, in den Fokus. Letztlich können viele der ab 1974 entstandenen Spielfilme zum Kolonialkrieg wohl als Versuch, das nationale Imaginarium Portugals als Land der Eroberer und Entdecker durch filmisch inszenierte Erinnerungsnarrative umzuinterpretieren, analysiert werden.
Verena-Cathrin Bauer studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Romanistik mit dem Schwerpunkt portugiesische Philologie in Wien.
Textualidade e Intermedialidade em Água Viva, de Clarice Lispector, in: Kathrin Sartingen und Esther Gimeno (Hg.), Perspectivas actuais na Lusitanística: literatura, cultura, cinema, língua, München 2011, S. 41–48; Erinnerungskonstruktionen in Literatur und Film. Die Aufarbeitung des portugiesischen Kolonialkriegs in A Costa dos Murmúrios, Wien 2010; gem. mit Günther Friesinger, Johannes Grenzfurthner, Thomas Ballhausen (Hg.), Geist in der Maschine. Medien, Prozesse und Räume der Kybernetik, Wien 2010; Urban Trash Zone. Notes on the collapsing city in Warren Ellis’ and Ben Templesmith’s Fell: Feral City, in: Günther Friesinger, Johannes Grenzfurthner, Thomas Ballhausen (Hg.), Urban Hacking. Cultural Jamming Strategies in the Risky Spaces of Modernity, Bielefeld 2010, S. 205–214.
Das Jahr 1975 bedeutet eine gewaltige Zäsur für die Großmacht Portugal: Alle ehemaligen afrikanischen Kolonien werden autonom. Der Mythos vom portugiesischen Volk der mächtigen Eroberer muss nun verworfen werden. Verena-Cathrin Bauer untersucht anhand von Spielfilmmaterial das alte wie auch das sich neu strukturierende Selbstbild in den Narrativen der PortugiesInnen.