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Visuelle Argumentationen - zur Eigenständigkelt technischer Bilder im Erkenntnisprozeß
Ein Kern wissenschaftlicher Tätigkeit besteht in der Überzeugungsarbeit: eine Erkenntnis so aufzubereiten, daß andere ihr zustimmen - sie mit Argumenten zu vermitteln, die möglicher Kritik begegnen. In der Gutenberg-Galaxis der modernen Wissenschaft nimmt dies vor allem die Form der wissenschaftlichen Texte an. Wissenschaftliche Texte sind in den Einzelwissenschaften weniger die Verkettung umgangssprachlicher Worte: Sie werden wesentlich getragen von Fachsprachen, ergänzt durch formelhafte Notationen und durch Bilder. Idealtypisch kommt die korrekt angewandte Formelsprache der formalen Logik ohne weitere sprachliche oder bildliche Erläuterung aus, um aus Definitionen, Axiomen und Regelanwendungen neue Erkenntnisse in Form von Theoremen zu beweisen. Bilder werden dagegen in vielen Wissenschaften als eher nebensächliche, illustrative Elemente angesehen, deren logischer Status eher unsicher scheint, so daß sie in reinen Textwissenschaften wie etwa der Jurisprudenz, den Sprachwissenschaften oder der Theologie fast völlig fehlen. ln der Mathematik und den Natur- und Technikwissenschaften haben Bilder jedoch eine essentielle Bedeutung behalten. Diese wird mit den modernen bildgebenden Verfahren, aber auch mit den digitalen Modellierungs- und Simulationsverfahren sogar weiter ausgebaut, so daß gelegentlich schon von einer Science of lmaging gesprochen wird. Untersucht wird die argumentative Kraft wissenschaftlich-technischer Bilder sowie die Techniken ihres Einsatzes.
Professor für Informatik in Bildung und Gesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Gründungsmitglied des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin.
U. a. Industrieroboter Zur Archäologie der Zweiten Schöpfung (Berlin, Rotbuch 1985); Aufbau und Arbeitsweise von Rechenanlagen (Braunschweig/Wiesbaden, Vieweg 2.Aufl. 1991); gem. mit M. Warnke / Ch. Tholen (Hg.): HyperKult - Geschichte, Theorie und Kontext Digitaler Medien (Basel/ Frankfurt, Stroemfeld 1998).Zahlreiche Veröffentlichungen zu fachlichen, philosophischen und gesellschaftlichen Themen der Informatik sowie zur Theorie digitaler Medien.