Tochter der Mnemosyne: Die Geburt des musikalischen Kunstwerks aus der Memoria.
Im Vergleich zu Werken der Literatur und der Bildenden Kunst ist das musikalische Kunstwerk eine vergleichsweise junge Erfindung. Seine medialen Voraussetzungen- Verschriftlichung von Tonhöhe und Tondauer- sind erst seit dem 12. Jahrhundert gegeben, und erst im Spätmittelater entsteht die Vorstellung einer geschlossenen Werkgestalt und eines dazugehörigen Autors. Der Vortrag will der Frage nachgehen, wie zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert liturgische und säkulare Memoria- die Präsenz eines Verstorbenen im kollektiven Gedächtnis- diese Ausdifferenzierung von Musik zu einem Teil des modernen Systems der Künste gewissermaßen semantisch unterfütterten.
Mag. phil., geb. 1966, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Wien. Musikpublizist. Forschungsaufenthalt in Berlin 1993-97; arbeitet derzeit an einer Dissertation zum Thema Misere mei. Zur Geschichte musikalischer Subjektivität.
Veröffentlichte Beiträge in Lexikon Komponisten der Gegenwart Hg. Hans Werner Heister/Wolfgang Sparrer (edition text & kritik), Handbuch des Oratoriums Hg. Silke Leopold/UIIrich Scheideier (Metzler). 1999 erscheint im Verlag Bärenreiter Strategien des Witzes. Versuch über Haydn (Diplomarbeit, Univ. Wien 1992, ausgezeichnet mit dem Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien).