21 Oktober 2013
  • Lecture
IFK

Moskauer Alltag in Schnappschüssen

Die Slawistin Anja Burghardt analysiert den geschärften Blick der FotografInnen Moskaus, die nicht nur entscheidende Momente einzufangen wissen, sondern wie Stadt-Biografen die vielen Schichten von Übergangszeiten zu dokumentieren verstehen und manchmal bereits Zustände eines Nochnicht erkennen lassen.

 

Welches Bild von Moskau als dem Zentrum Russlands ergibt sich angesichts aktueller Beispiele der Street Photography? Beispielsweise entsteht in Andreas Herzaus oder Igor Muchins Buchveröffentlichungen manchmal der Eindruck, es gebe „nichts als ein Durcheinander“ in der Metropole. Dann wieder mag man geneigt sein, eben die Überlagerungen unterschiedlicher zeitlicher Schichten, die an verschiedenen Plätzen und Stadtvierteln, in Architektur, Plakaten, Gegenständen oder auch der Kleidung zutage treten, als ein neues Charakteristikum und vielleicht gar als eine neue Ordnung der Stadt anzusehen. Wie der Historiker Karl Schlögel schreibt, finden „Übergangszeiten ihren Meister in den Menschen mit geschärftem Blick“. Das geübte Auge der FotografInnen könne „die Ästhetik des Übergangs“, die in „dem Ineinander von ‚Nichtmehr’ und ‚Nochnicht’ entspringt“ besonders gekonnt einfangen. Für ein Verständnis der imaginierten Unordnung, die solche Fotografien spiegeln, wird in dem Vortrag auch der Blick zurück in die frühere russische Street Photography bzw. Dokumentarfotografie gerichtet, beispielsweise auf Alexander Michailowitsch Rodtschenkos  Werk.

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