27 April 2011
  • Lecture
IFK

Die Saat der Zukunft: Weltsichten und Landwirtschaft in einer unsicheren Welt

Das brisante Thema Landwirtschaft steht im Fokus von Birgit Müllers Vortrag. Sie untersucht den Einfluss von Politik, Großkonzernen und Weltmarkt.



Wenn Bauern ihr Land bestellen, ist ihr Tun beeinflusst von politischen Weltsichten und Machtstrukturen. Die Summe ihrer technischen und kommerziellen Entscheidungen wiederum prägt die Landwirtschaftspolitik von der lokalen bis zur globalen Ebene. Die globale Landwirtschaftspolitik, wie sie etwa die Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen betreibt, richtet sich allerdings kaum an die Bauern im Norden, deren von fossilen Ressourcen abhängige Praktiken implizit zum Vorbild für die Bauern des Südens werden. Die potenziellen Konsequenzen dieser Art der Landwirtschaft – Verschuldung, Verseuchung der Böden, Verlust an Biodiversität und Kontrolle der Nahrungskette durch einige Großunternehmen – werden dabei nicht ausreichend berücksichtigt.
Birgit Müller beleuchtet diesen blinden Fleck der globalen Landwirtschaftspolitik, indem sie die landwirtschaftlichen Praktiken der großen Getreideproduzenten in den Ebenen von Saskatchewan, Kanada, in Bezug zu der Subsistenzlandwirtschaft auf dem Hochplateau von Carazo, Nicaragua setzt. Beide Agrarsysteme sind vom Weltmarkt beeinflusst und von konträren globalen Paradigmen (produktivistisch/ökologisch) über die Zukunft der Landwirtschaft. In beiden beruht die Produktion der meisten Bauern auf Chemikalien, während eine Minderheit versucht, ökologische Alternativen zu entwickeln. Birgit Müller untersucht, inwieweit unterschiedliche Weltsichten und Kenntnisse zum Beispiel über die Weltfinanz, den Weltmarkt und globale Umweltprobleme die konkrete tägliche Praxis von landwirtschaftlichen Erzeugern in Nord und Süd beeinflussen und wie sich der Umgang mit den Pflanzen, mit dem Boden und mit dem ausgewählten Saatgut auf ihre Interpretation der Welt und ihrer Stellungen in den sozialen, politischen und ökologischen Wechselbeziehungen auswirkt.

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