20 Juni 2011
  • Lecture
IFK

!Fuego Petro! Der Tanz mit den Toten

Trance, Tanz und Prozessionen mit den Toten – die Kulturanthropologin Clarissa Thurnher hat auf ihren Forschungsreisen in die Dominikanische Republik die Praktiken von Vodú und Gagá untersucht. In ihrem Vortrag spricht sie über die Gründe für die überragende Bedeutung des Todes in den Riten des Gagá.

 


!Dale Fuego Petro! Gib den petro-Geistern Feuer, lautet es, wenn die Peitschen mit aller Wucht auf den Boden knallen und die petro gerufen werden. Die petro sind nicht "böse Geister", sondern ein Symbol für die Wut gegen das grausame Schicksal, der gewaltsamen Deportation und der Ausbeutung afrikanischer Sklaven, die in die Neue Welt verschleppt wurden. Jedes Jahr über die Osterfeiertage sind die Peitschen, die Trillerpfeifen und das dumpfe Dröhnen der bambús schon von Weitem zu hören und lassen die Ankunft eines Gagá erahnen. Die mayores und reiñas tanzen in ihren bunten Gewändern von einer Zuckerrohrsiedlung – batey – zur anderen. An vorderster Front der Prozession, mit einem Besen in der Hand und den Boden kehrend, die Zombís. Clarissa Thurnher versucht anhand ethnografischer Beispiele darzustellen, wie sich Erinnerung an die Gewalt der Sklaverei auf den Zuckerrohrplantagen in der rituellen Performance des Gagá widerspiegelt. Wie Daniel (2005) argumentiert sie einerseits, dass rituelle Tanzperformance als ein Repertoire erinnerter Bewegungen verstanden werden kann. Andererseits erörtert sie, Shaw (2002) folgend, wie "practical memories" (erfahrene Erinnerungen) in ritueller Form, in der die Sklaverei zwar als Geschichte vergessen wurde, erinnert werden: als "Geister", die Unheil stiften.

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