11 Mai 2015
  • Lecture
IFK

PROTOKOLLSÄTZE MIT GESANG. DER FRÜHE PAUL FEYERABEND (1924–1955)

Paul Feyerabend – ein Wissenschaftsphilosoph? Seine frühe Biografie lässt einen leidenschaftlichen Schüler der darstellenden Künste zum Vorschein kommen, der eine Opernsängerkarriere hätte einschlagen können. Daniel Kuby untersucht das chaotisch anmutende kultur- und sozialgeschichtliche Gewebe, in dem Feyerabends frühe wissenschaftliche und künstlerische Aktivitäten nahtlos ineinander übergehen.

„I CANT COME“, lautet das lakonische Telegramm, mit dem der junge Paul Feyerabend 1954 das Angebot, als Assistent bei Karl Popper in London zu arbeiten, ablehnt. Der Grund: Feyerabend probt für eine Aufführung am Wiener Konzerthaus, eine Solo-Partie im Opernfragment „Manuel Venegas“, dem letzten, unvollendeten Stück des bereits an Syphilis erkrankten Hugo Wolf. Die Fokussierung auf Feyerabends wissenschaftliche Leistung unterschlägt sein frühzeitiges Interesse an den Künsten, das allein in seinen späten kunsthistorischen Überlegungen wahrgenommen wird. Dabei bestimmt Feyerabends Jahrgang (1924) seine Biografie; große Lebens- und Gesellschaftsentwürfe prägen seine Jugend und Lehrjahre. Sowohl seine wissenschaftlichen als auch seine künstlerischen Tätigkeiten werden durch politische Weltanschauungen ermöglicht, die – auf unterschiedliche Weise –Kultur und Wissenschaft als Terrain politischer Auseinandersetzung verstehen. Diesen Entwürfen entzieht er sich, unterwirft sich ihnen und erweist sich als deren Nutznießer.

Weitere Informationen zu Daniel Kuby

Ort: IFK