25 Januar 2016
  • Lecture
IFK

DIE SYNAGOGE VON SOFIA ALS SPIEGEL DER EUROPÄISIERUNG EINER OSMANISCHEN STADT

Im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt stehen sich, nur wenige Meter voneinander entfernt, die drei großen monotheistischen Religionen gegenüber: die noch aktive Moschee, die ehemalige bulgarisch-orthodoxe Kathedrale, die katholischen und rumänischen Kirchen und die Sofioter Synagoge. Sie zeugen von der langen, turbulenten Geschichte der Region und der Identitätsfindung im jungen Nationalstaat. 

 

Die sephardisch-jüdische Bevölkerung von Sofia nimmt in diesem Prozess eine zentrale Rolle ein. So wurde während der Urbanisierung nach zentraleuropäischem Vorbild der jüdischen Bevölkerung ein eigenes, im orthogonalen Muster neu erbautes Viertel, „Ütschbünar“, zugewiesen. In der Mitte dieses rationalisierten Raumes, welcher grundlegend vom osmanischen Nachbarschaftsverständnis abweicht, wurde jedoch eine Kirche und nicht eine Synagoge erbaut. Letztere stand im Zentrum von Sofia und fungierte somit als ein zentraler Ort für die Verhandlung nicht nur der jüdischen Identität, sondern auch jener der bulgarischen Gesellschaft der Hauptstadt im Allgemeinen. In diesem Vortrag soll ein fundiertes Verständnis des postosmanischen Balkanraumes und des „shared space“ aufgezeigt werden, welcher ein Zusammenleben von diversen ethnischen und religiösen Gruppen ermöglichte. Zur Zeit der Erbauung der Synagoge von Sofia mussten die Grundlagen des Zusammenlebens erst innerhalb des rationalisierten und kontrollierten westeuropäischen Raumverständnisses definiert werden.

Weitere Informationen zu Fani Gargova

Ort: IFK