Als psychiatrische Anstalten um 1900 die Bettruhe als Behandlungsmethode einführten, erfuhr das Krankenbett als Objekt, an das therapeutisches Handeln delegiert werden konnte, eine veränderte Aufmerksamkeit. Wie sich eine Geschichte der Psychiatrie darstellt, die aus der Perspektive eines Krankenbettes erzählt wird, fragt Monika Ankele.
Mit seinem vielzitierten Artikel „The patient’s view: doing medical history from below“[1] aus dem Jahr 1985 gab der Historiker Roy Porter den Anstoß zu einer Neuausrichtung der Medizin- und in der Folge auch der Psychiatriegeschichte, in der die Erfahrungswelt der PatientInnen stärker als bisher berücksichtigt werden sollte. Daran anknüpfend formuliert Monika Ankele in ihrem Vortrag am Beispiel des Krankenbettes ein Plädoyer für eine Geschichte der Psychiatrie, die von ihren Objekten aus entworfen wird und die eine Weiterentwicklung jenes patientenorientierten Ansatzes darstellen könnte. Der Vortrag nimmt die Einführung der Bettbehandlung, bei der psychisch Kranke über Wochen und Monate im Bett liegend therapiert wurden, zum Ausgangspunkt, um das Krankenbett als Akteur zu konzipieren und seinen vielschichtigen Funktionen im Kontext der Anstaltspsychiatrie des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu folgen: Diese reichten von der Subjektivierung des Patienten als Kranker, die mit der Praktik des Liegens einhergehen sollte, bis zur Begründung einer „modernen“ Psychiatrie.
Seit 2012 ist Monika Ankele wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und arbeitet aktuell an einem DFG-Projekt zur materiellen Kultur der Psychiatrie, unter anderem am Beispiel des Krankenbettes. Derzeit ist sie IFK_Research Fellow.
[1] Roy Porter, „The patient’s view: doing medical history from below“, in: Theory and Society 14 (1985), S. 175–198.
Ort: IFK
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