18 Oktober 2010
  • Lecture
IFK

Kulturpoetik des Interieurs und der Luxusdinge

Günter Oesterle erörtert poetologisch wie auch kultur- und mediengeschichtlich das konkrete Wohnen im Wechsel von Innen- und Außenwelt vom Spätbarock bis zum Fin de Siècle. Er beleuchtet einerseits das öffentliche Straßengeschehen und andererseits die intimen Abläufe zwischen Voliere und Boudoir.

 

Eine „Kulturpoetik des Interieurs“ vom Rokoko bis zum Fin de Siècle versucht Beginn und Krise eines schreib- und leseinduzierten Wohnens vorzustellen, das Blick und Haptisches, Raum und Atmosphäre, Stimmung und Erinnerung auf ganz eigene Weise kultiviert. Dabei wird „lieu“ und „milieu“ des Interieurs nicht nur poetologisch erörtert, sondern als konkretes Wohnen kultur- und mediengeschichtlich im Wechsel von außen und innen, von Garten, Straße und Dekor und im Umraum von Toilette, Boudoir, Voliere, Gelehrtenstube und Atelier vorgestellt. Das Interieur des langen 19. Jahrhunderts wird schließlich als prekärer Ort beschrieben, dessen Spannweite von idyllischer Utopie bis zu Horror und Verbrechen reicht. Es stellt ein magnetisches Feld dar, in dem Konsumrevolution, ästhetischer Historismus und Intimisierungsprozesse mit subtiler Gewalt zusammentreffen. Der Vortrag endet mit einer kleinen Geschichte von Autodafés im Interieur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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