07 November 2016
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IFK

PLANNING FOR FREEDOM. ISOTYPE UND DER BRITISCHE DOKUMENTARFILM IM ZWEITEN WELTKRIEG

Im April 1941 kontaktierte der britische Dokumentarfilmer Paul Rotha den seit Kurzem in Oxford lebenden Otto Neurath. Er stellte sich die Frage, ob die von Neurath entwickelten Piktogramme (Isotype) nicht auch in Filmen verwendet werden könnten. Daraus resultierte ein bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte der britischen documentaries. 

 

Am 7. April 1941 erhielt der erst kurz davor aus seiner Internierung als enemy alien auf der Isle of Man entlassene Otto Neurath einen Brief in seinen neuen Wohnort in Oxford: „Having admired your work in pictorial symbolism for many years, I feel there is no one more qualified to help us in this matter than yourself“, schrieb ihm Paul Rotha. Der Dokumentarfilmer, Filmtheoretiker und Produzent war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges bereits eine bedeutende Persönlichkeit des britischen Filmwesens. Nun hatte er die Idee, in einigen seiner Filme, die im Auftrag des britischen Informationsministeriums (MoI) entstanden, die „Wiener Methode der Bildstatistik“ einzusetzen. Seit Mitte der 1930er-Jahre war diese unter dem Akronym Isotype (International System of Typographic Picture Education) bekannt. Nun lernten die Piktogramme laufen und wurden Teil des filmischen Propagandakrieges. Doch Rotha und Neurath verband auch ein politisches Projekt: die demokratische Planung einer sozialistischen Zukunft. 

 

Günther Sandner studierte Politikwissenschaft und Geschichte. Er ist Lehrbeauftragter an den Instituten für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und für Politikwissenschaft der Universität Wien und derzeit IFK_Senior Fellow. 

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