06 Dezember 2010
  • Lecture
IFK

Rückkehr aus der Globalisierung? Überlegungen zur Sozialfigur des „Heimkehrers“

Das Leben zwischen mehreren Orten und ihren sozialen Bindungsansprüchen schien lange Zeit das Emanzipationsversprechen der Globalisierung zu versinnbildlichen. Beschrieben war damit allerdings ein Leben, das sich überall auf der Welt irgendwie zu Hause wissen durfte, zugleich aber sich nirgends wirklich heimisch fühlen konnte. Nach einer Zeit der bereitwilligen Hypermobilität scheint mittlerweile eine gewisse Sättigung eingetreten zu sein, gegenüber einem Lebensmodell, das technologisierte Allgegenwart und das Offenhalten von Optionen in den Vordergrund stellt. Jörg Dürrschmidt misst die Temperaturschwankungen dieses sozialen Klimawandels.

 

Erwachsend aus dem lebensweltlichen Bedürfnis nach überschaubaren Alltagswelten und verlässlichen Zugehörigkeiten in einer globalen Welt, steht das kostbare Gut starker sozialer Bindungen wieder höher im Kurs. Im Vortrag soll dieser Stimmungswechsel über die klassische Sozialfigur des „Heimkehrers“ eingefangen werden. Der „Heimkehrer“ symbolisiert die allen modernen Individuen auferlegten Spannungen zwischen Mobilitätsverpflichtung und Sesshaftigkeitsbedürfnis, Weltgewinn und Heimatverlust, Selbstverwirklichung und Solidaritätsverpflichtung. Bei der „Heimkehr“ in diesem erweiterten Sinn geht es also nicht um die endgültige Rückkehr an einen bestimmten Ort oder die Sehnsucht nach einer vormodernen Form der Gemeinschaft. Im Fokus der Überlegungen stehen vielmehr die Beweggründe für das nachhaltige Einlassen auf Zugehörigkeiten angesichts globaler Optionsräume.

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Ort: IFK