Wenn es um Gefühle geht, ist die Frage heute nicht mehr, ob, sondern in welchem Sinn sie eine Rolle im demokratischen Streit spielen. Wie sollten wir mit Gefühlen umgehen, denen wir in der öffentlichen Rede Raum geben müssen? Es empfiehlt sich, über politische Gefühle wie über den Geschmack zu streiten. In der Philosophie haben sich mehrere Modelle herausgebildet, die den Stellenwert der Gefühle für eine demokratische Kultur hervorheben. Einige von ihnen – das neostoische Modell bei Martha Nussbaum und dasjenige der schottischen Aufklärung (David Hume, Edmund Burke und Adam Smith) – heben dabei zusätzlich die Rolle des Ästhetischen hervor. Mit Hannah Arendt konzentriert sich der Vortrag auf Immanuel Kant als Theoretiker der ästhetischen Urteilskraft: In ästhetischen Dingen muss man streiten, weil das von demokratischem Wert ist. Wir lernen hier, Gefühle, die für den politischen Disput unerlässlich, zugleich aber auch inakzeptabel sind, zu transformieren. Und wir lernen das, indem wir uns an der Vergemeinschaftung von Gegensätzen versuchen: von Sinnlichkeit und Vernunft, Freiheit und Gesetz, Sinn und Unsinn.
Ort: IFK
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