Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden am Wiener Neurologischen Institut detaillierte Analysen menschlicher Gehirne durchgeführt, die verbreitete sexistische und rassistische Lehrmeinungen der europäischen akademischen Welt herausforderten. Aber wie wird die Wissenschaft am anderen Ende der Welt, in Japan, darauf reagieren?
Als eine Reihe von japanischen Ärzten um 1900 begann, am weltweit ersten neurologischen Speziallabor in Wien zu arbeiten, schienen die weitreichenden Auswirkungen dieses neuartigen Wissens um die Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems kaum abschätzbar. Durch ein anhaltendes Netzwerk konnten Wissensströme äußerst unterschiedliche politische Räume durchqueren: von der im Niedergang befindlichen Habsburgermonarchie über das aufstrebende Japanische Kaiserreich bis in das kolonial besetzte Korea. Der Vortrag wird unterschiedlichen Ansätzen über Fragen von Geschlecht und »Rasse« neuroanatomischer und neuropsychiatrischer Forschungen in diesem Setting nachgehen, um eine bisher unberührte Episode der transnationalen Wissenschaftsgeschichte zu entbergen. Er hat zum Ziel, unser Verständnis von Prozessen der Translation, Zirkulation, Selektion und Exklusion wissenschaftlichen Wissens in unterschiedlichen institutionellen, politischen und kulturellen Kontexten zu erweitern.
Bernhard Leitner studierte Japanologie und Philosophie an der Universität Wien und der Städtischen Universität Tokio. Er schloss seine Dissertation am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien ab und absolvierte Forschungsaufenthalte in Europa, Japan und den USA. Er interessiert sich für transnationale Medizingeschichte, Wissenschaft und Kolonialismus sowie Wissenschaftstheorie. Derzeit ist Bernhard Leitner IFK_Research Fellow.
DER VORTRAG FINDET HYBRID STATT.
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