16 November 2015
  • Lecture
IFK

RAUM UND ERZÄHLEN – ÜBERLEGUNGEN ZU EINER GRUNDACHSE MENSCHLICHEN DASEINS

Was findet der Mensch im Erzählen? Eine Anleitung zum Leben in der Zeit und Trost im Angesicht des Todes, so oder so ähnlich haben Kulturanthropologen diese Frage bislang beantwortet. Doch hat Erzählen nicht ebenso viel damit zu tun, das Leben im Raum zu bewältigen von der Notwendigkeit der Orientierung bis hin zur heimatlichen Verortung? 

 

Erzählen dieser unweigerlich dialogische und höchst konventionalisierte Austausch zwischen Erzähler und Zuhörer ist eine Form des Sprachgebrauchs, die in jeder Kultur zu finden ist. Kinder werden zu Erzählern, sobald sie Sprachbenutzer werden, und ihre Ansprüche an gute Geschichten machen sie schnell zu wahren Aristotelikern. Als jene Fähigkeit, die wir früh im Leben lernen und bis zu unserem Tod betreiben, ist das Erzählen ein unerlässliches Werkzeug für den menschlichen Umgang mit Zeit und Sterblichkeit. Das ist unbestreitbar. Aber Erzählen ist auch eine Raumpraxis, die dem menschlichen Dasein Stimme und Form, Orientierung und Ort verleiht. Diese lebenswichtige Raumdimension des Erzählens ist bislang vernachlässigt worden. Im Rückgriff auf Martin Heideggers Vorstellung von Wohnen als hermeneutischer Praxis und dem ontologischen Neudenken des Erzählens in den Sozialwissenschaften fragt dieser Vortrag nach dem erzählerischen Beitrag zur Bewältigung des menschlichen Lebens im Raum. Und er fragt, welche Rolle die Erzählkunst dabei spielt.

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